Schlundkopf

[299] Schlundkopf (Pharynx), der Anfang des Speisekanals, unregelmäßig, trichterförmig, von vorn nach hinten platt gedrückt, welcher von den hintern Nasenöffnungen aus bis zu den Gelenkfortsätzen des Hinterhauptbeins in der Länge von etwa 4 Z. sich heraberstreckt, vorwärts oberwärts offen, also großentheils ein Halbkanal u. von benachbarten Gebilden zum Theil bedeckt u. nur von dem Ringknorpel des Luftröhrenkopfes aus abwärts durch seine eigene Haut (eine Fortsetzung der Schleimhaut, der Nase u. des Mundes) völlig geschlossen ist. Er wird gebildet aus der Schleimhaut, einer Fortsetzung der die Mundhöhle auskleidenden, einer eigenthümlichen Gefäß- u. Nervenhaut; einer Lage Zellgewebe, welche die vorige u. folgende verbindet u. aus welcher die Blutgefäße u. Nerven in jene übergehen, u. aus der Muskelhaut, welche aus drei Paaren dünner, platter Muskeln (Schlundkopfschnürern, Constrictores pharyngis), besteht, welche an der hintern u. Seitenwand des S-s mit ihren Fasern in querer od. schiefer Richtung von vorn nach hinten laufen, daselbst entweder (der obere) in einer aus Zellgewebe gebildeten Linie (Stria alba, Rhaphe) zusammenstoßen, od. (der mittlere) sich durchkreuzen, od. (der untere) in einander übergehen. Der obere Schlundkopfschnürer (Constrictor ph. superior) liegt hinter der Nasen- u. Mundhöhle u. wird unten von dem folgenden bedeckt. Man unterscheidet an ihm mehre, nicht trennbare, nach ihren Ansätzen bes. benannte Faserbündel, als Musc. pterygopharyngeus, kommt vor der untern Fläche u. den Haken des Flügelfortsatzes; Musc. buccopharyngeus, haftet an der Fascia buccopharyngea u. dem Musc. buccinator; Musc. mylopharyngeus befestigt sich am hintern Theile der innern schrägen Linie des Unterkiefers; Musc. glosso-pharyng. hängt am Rande der Zunge mit den Fasern des Hyo- u. Styloglossus zusammen. Der mittlere Schlundkopfschnürer (Constr. ph. medius s. hyopharyngeus), wird von den folgenden großentheils bedeckt u. liegt hinter dem Zungenbein, an welches er befestigt ist. Man unterscheidet zwei Portionen: Musc. ceratopharyngeus, ist an das große Horn, u. Musc. chondropharyngeus, ist an das kleine Horn des Zungenbeins befestigt. Der untere Schlundkopfschnürer, der ansehnlichste u. oberflächlichste, liegt hinter dem Kehlkopf, mit welchem sich seine zum Theil schräg aufwärts u. nach innen laufenden Fasern in drei Portionen, als Musc. syndesmopharyngeus (nicht immer vorhanden), mit Ligamentum hyothyreoïdeum laterale; Musc. thyreopharyngeus, mit dem hintern Theil der Seitenfläche des Schildknorpels, u. Musc. crico pharyngeus, mit der äußeren Fläche des Ringknorpels verbinden. Außerdem heftet sich an[299] den obern u. mittlern Constrictor der Griffelschlundkopfmuskel (Schlundkopfheber, Musc. stylopharyngeus s. Levator pharyngis), welcher von dem Griffelfortsatz herkommt, u. dient dazu den S. in die Höhe zu heben. Endlich der Musc. pharyngopalatinus, welcher sich in den weichen Gaumen verliert. Die Schlundkopfarterien des S-s sind Zweige der untern Schilddrüsenarterien, der Zungen-, der Gesichts-, der auf- u. der absteigenden Gaumenarterie, bes. der erstern (s. Kopfarterien A) c). Die Schlundkopfvenen sammeln sich zu einem besonderen Geflecht (Plexus venosus pharyngeus) u. ergießen sich in die Drosselader u.a. benachbarte Venen. Die Nerven kommen aus einem oberen u. einem unteren Schlundkopfsgeflecht (s. Gehirnnerven I) u. K) b). Der S. nimmt die Nahrungsstoffe, nachdem sie beim Schlucken von den Zungenwurzeln aus über den Kehldeckel weg sind, auf u. preßt sie in die Speiseröhre. Der Schlundkrampf (Spasmus gulae), eine krampfhafte Zusammenziehung des S-s od. auch der Speiseröhre, welche das Schlingen unmöglich macht, aber auch durch Weiterverbreitung des Krampfes andere lästige Zufälle, Husten, Brustbeklemmung, Sprachlosigkeit etc. zur Begleitung hat; ist ein gewöhnlicher Zufall der Hysterie, geht meist bald vorüber, kehrt aber auch eben so leicht wieder. Die Schlundkopfschwindsucht, deren Quelle eine Eiterung im S. ist, ist immer mit Dysphagie verbunden; die Auswurfsstoffe werden nur ausgeräuspert.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 299-300.
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