Canadian Pacific-Eisenbahn

[168] Canadian Pacific-Eisenbahn, kanadische Überlandbahn, ist die älteste der das britisch – nordamerikanische Festland durchschneidenden und eine Verbindung zwischen dem Atlantischen und dem Stillen Ozean herstellenden Überlandbahnen. Ihr östlichster Ausgangspunkt war ursprünglich Montreal, von wo sie sich entlang dem nördlichen Ufer des Oberen Sees nach Winnipeg (Provinz Manitoba) erstreckt, um dann weiter die Felsengebirge,[168] deren höchste Station 1950 m über dem Meer liegt, zu überschreiten und in Vancouver und Port Moody, gegenüber Vancouver Island, den Stillen Ozean zu erreichen. Die Versuche, eine solche Bahn zu stande zu bringen, reichen bis in die Sechzigerjahre des vorigen Jahrhunderts zurück. Sie scheiterten zunächst an wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Schwierigkeiten. Erst am 16. Februar 1881 wurde sie von der kanadischen Regierung einer Aktiengesellschaft unter dem Vorsitz von George Stephen konzessioniert, schon am 5. November 1885 war sie soweit vollendet, daß der erste Zug von Montreal nach Port Moody durchfahren konnte, im Juni 1886 wurde sie dem öffentlichen Verkehr übergeben. Die Entfernung von Montreal nach Vancouver beträgt auf der Bahn 4666 km und ist also um 6–700 km kürzer, als die von New York nach San Francisco.

In Großbritannien wurde mit Recht großer Wert darauf gelegt, daß mit der kanadischen Überlandbahn das noch fehlende Zwischenglied einer großen Verkehrsstraße geschaffen ist, auf der auf ausschließlich englischem Gebiet Güter, Personen, insbesondere auch Truppen und Postsachen von Großbritannien nach seinen asiatischen und australischen Kolonien befördert werden können.

Bei dem Bau der Bahn waren große technische Schwierigkeiten zu überwinden, insbesondere ist auf weiten Strecken das Klima ein derartiges, daß lange gezweifelt wurde, ob eine betriebssichere Herstellung der Bahn überhaupt möglich sein werde und ob sich im Winter ein regelmäßiger Betrieb werde aufrecht erhalten lassen, Zweifel, die sich nicht als begründet erwiesen haben.

Der Bahn sind sehr bedeutende Unterstützungen durch die Regierung des Bundes, einzelne Provinzen und Gemeinden gewährt worden, so großartige, wie vielleicht keiner zweiten Verkehrsanstalt auf der Welt. Sie erhielt zweimal Regierungsdarlehen, zuerst ein solches von 65 Mill. Dollars, und im Jahr 1884, als Mittel zum Weiterbau nicht vorhanden waren, aufs neue 29,880.912 Doll. 713 Meilen der Bahn hat die Regierung auf ihre Kosten für rund 38 Mill. Doll. gebaut und der Gesellschaft geschenkt. Außer dem Grund und Boden für die Bahn nebst sämtlichen baulichen Anlagen erhielt die Gesellschaft bedeutende Landschenkungen. Die Regierung hat für 65 Mill. Doll. des auf 100 Mill. festgestellten Aktienkapitals eine Zinsbürgschaft in der Höhe von 3% jährlich bis zum 17. August 1893 gewährt. Die Bahn genoß zollfreie Einfuhr für Schienen und Baumaterialien, hat für ewige Zeiten volle Abgabenfreiheit und hatte für 20 Jahre ein ausschließliches Privilegium.

Der Gesamtumfang der Landschenkungen an die C. und die zu ihr gehörenden Bahnen betrug 26,623.188 Acres = 108.150 km2. Von den Ländereien besaß die Bahn im Jahre 1911 noch 11,488.995 Acres = 48.000 km2. Insgesamt wurde eingenommen für Verkäufe von Land und von Bauplätzen in den Städten:


1906:14,568.698 $,
1907:21,748.422 $,
1908:22,401.530 $,
1909:27,567.267 $,
1910:43,762.195 $

Die Bahn hat von Anbeginn eine weitsichtige, sehr verständige Besiedlungspolitik getrieben, den Ansiedlern durch Gewährung günstiger Zahlungsbedingungen, durch Herstellung der ersten Anlagen, durch Bewässerung großer Gebiete den Landerwerb schmackhaft gemacht und dadurch zur Vermehrung der Bevölkerung wesentlich beigetragen.

Die C. hat sich im Laufe der Jahre durch Bau von Fortsetzungen, sowohl nach Osten als nach Westen, von Anschlußbahnen, durch Erwerb und Pachtung von Bahnen bedeutend vergrößert. Im Westen führt sie außer nach Vancouver auch nach Seattle und von dort geht eine Dampferlinie nach Victoria (Vancouver Island), wo sich wieder eine Eisenbahnstrecke anschließt. Ihre östlichste Station ist Yarmouth auf der Halbinsel Nova Scotia, im Süden erstreckt sie sich in die Vereinigten Staaten nach den großen Seen bis Toronto und Detroit, sie hat die Kontrolle über die zum größten Teil in den Vereinigten Staaten gelegenen Eisenbahnen: Duluth, South Shore und Atlantic-Eisenbahn (955 km in den Vereinigten Staaten), die Minneapolis-St. Paul- und Sankt Marie-Eisenbahngesellschaft (3800 km in den Vereinigten Staaten) und die Wisconsin Central-Eisenbahn (1571 km) und einige kleine Eisenbahnen. Insgesamt gehören zu ihrem System 6936 km Eisenbahnen in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Die Längenentwicklung der Bahn in engl. Meilen ergibt sich aus folgender Zusammenstellung:


Engl. Meilen

Kanadische Linien derInsgesamt
LinienVer. Staaten
190610.139274612.885
190710.239287313.112
190810.396295113.348
190910.543401814.561
191011.004422515.229
191111.756438216.138

[169] d. s. im Jahre 1911: 25.982 km, wovon 18.927 km in Kanada.

Die Gesellschaft hat außerdem einen sehr umfangreichen Schiffahrtsbetrieb. Sie besitzt 5 Stahlschiffe, hauptsächlich für den Getreidetransport auf den großen Seen, 19 Dampfer für die Flußschiffahrt und Seeschiffahrt in Britisch Columbia, eine Reihe von Dampfern für den Küstendienst im Stillen Ozean, sowie eine Anzahl großer Dampfer für die Personen- und Güterbeförderung nach Ostasien, Australien und auf den Atlantischen Ozean.

Seit Mitte August 1912 hat die C. auch auf Linien der österr. Staatsbahnen, u. zw. auf der Linie von Wien über den Arlberg nach Buchs und von Salzburg über die Tauernbahn nach Triest Aussichtswagen nach amerikanischer Bauart in Verkehr gesetzt, die gegen eine Aufzahlung von 5 K auf jede vollgezahlte Karte I. Klasse benützt werden können.

Das Anlagekapital des Unternehmens besteht zur Zeit aus 150 Mill. Doll. Aktien, weiteren rund 23∙5 Millionen Einzahlungen auf neue Aktien, rund 56 Millionen mit 4% verzinslichen Vorzugsaktien, rund 137 Millionen weiteren 4%igen konsolidierten Aktien und rund 40 Mill. Doll. Obligationen. Die Dividende stellte sich für die gewöhnlichen Aktien im Jahre 1910/11 auf 7%.

Die Ergebnisse des mit dem 30. Juni 1912 abgelaufenen Geschäftsjahres sind folgende: die Bruttoeinnahmen aus den Eisenbahn- und Schiffahrtslinien betragen 123,319.541 Dollar, die Betriebsausgaben 80,021.298 Dollar. Die Nettoeinnahmen aus den Eisenbahn- und Schifffahrtslinien belaufen sich auf 43,298.243 Dollar. Der für die Dividende verfügbare Reingewinn aus den Eisenbahn- und Schiffahrtslinien beträgt 32,752.754 Dollar. Nach Zahlung aller für das Jahr erklärten Dividenden wird das Surplus von 17,560.519 Dollar auf neue Rechnung vorgetragen.

Der Verkehr und die Einnahmen auf den Stammlinien (16.525 km) betrugen 1909/1910:

Beförderte Personen 11∙2 Mill. (1910/1911 12 Mill.),

beförderte Personenmeilen 1355 Mill.,

Einnahmen aus dem Personenverkehr 248 Mill. Doll.,

beförderte Gütertonnen 205 Mill. (1910/1911 22∙5 Mill).,

beförderte Gütertonnenmeilen 7772 Mill.,

Einnahmen aus dem Güterverkehr 60,158.887 $.

Der Betriebskoeffizient schwankte in den letzten 10 Jahren zwischen 60 und 70 $.

Die Werte der kanadischen Überlandbahn werden an den europäischen Börsen in großen Beträgen gehandelt und gehören zu den beliebtesten Spekulationspapieren.

Literatur: Dr. Alexander Eversmann. Die kanadische Überlandbahn und ihre wirtschaftliche Bedeutung. Arch. f. Eisenbahnwesen, 1912. Heft 2 bis 5 und die dort angegebene reiche Literatur.

v. der Leyen.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 3. Berlin, Wien 1912, S. 168-170.
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168 | 169 | 170
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