Galerie (Zeichnende Künste)

[415] Galerie. (Zeichnende Künste)

Ein Saal oder auch eine Folge von Zimmern und Säälen, in denen Gemählde und Werke der bildenden Künste aufbehalten werden. Kleinere Sammlungen solcher Werke, die ebenfalls auch reiche Privatpersonen haben können, werden Cabinetter genennt, weil insgemein ein einziges und auch wol ein mittelmäßiges Zimmer oder Cabinet dazu hinreicht; aber nur große Herren, deren Palläste, als der Mittelpunkt, wo alle Werke der schönen Künste versammelt werden, anzusehen sind, haben Gallerien, in denen große Werke aus allen berühmten Kunstschulen zu sehen sind.

Von diesen Gallerien ist die Florentinische, die Cosmus II Herzog von Florenz und nachher Großherzog von Toscana angelegt hat, die berühmteste und die wichtigste. In Deutschland sind die Gallerien von Wien, Dreßden, Düsseldorff und Sans-Souci die berühmtesten.

Dergleichen Gallerien sind für die zeichnenden Künste, was die öffentlichen Bibliotheken für die Gelehrsamkeit; Schätze zum öffentlichen Gebrauch der Künstler. Sie müssen deswegen den Künstlern und Liebhabern zum Studiren beständig offen stehen. In dieser Absicht aber sollten sie auch nach einem besonders dazu entworfenen Plan angelegt seyn, nach welchem jeder Theil der Kunst sein besonderes Fach hätte. Ein Theil müßte der Zeichnung; einer der Zusammensetzung; ein andrer der Haltung u. s. f. gewiedmet seyn.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 1. Leipzig 1771, S. 415.
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