Sippe

1. Der Nächste zur Sippe, der Nächste zur Erbschaft. (S. Nächster 9 u. 12.) – Pistor., I, 84; Eisenhart, 282; Hillebrand, 146; Sachsenspiegel, I, 3, 5; Simrock, 2087.

Dies aus dem sächsischen Landrecht entlehnte Sprichwort soll anzeigen, dass jedesmal derjenige der einzige Erbe sein soll, welcher dem Verstorbenen dem Grade nach am nächsten gewesen ist. Ueber Sippe s. ' Grad 3. Nach Grimm (Rechtsalt., 467) bedeutet das Wort ursprünglich Friede und erst durch Uebertragung Blutsverwandtschaft.


2. Halbe Sippe tritt einen Grad zurück.Graf, 201, 135.

Halb- und Stiefgeschwister sollen vom Erbe nicht ganz ausgeschlossen sein, aber gegen die Vollgeschwister einen Grad zurücktreten. (S. Halbgeburt.)


[575] 3. Je näher dem Sippe, so näher dem Erbe.Pistor., I, 84; Eiselein, 569; Hegewald, 75; Hillebrand, 146 u. 206; Graf, 201, 122.


4. Sibbe geit vor Schwette1.Stürenburg, 244; Bueren, 1042.

1) Ein friesisches Wort, das nach Stürenburg (241) Grenze, Grenzlinie, Grenzzeichen bedeutet. – Das Näherrecht der Blutsverwandten geht dem der Grenznachbarn vor.


5. Wer sich näher zur Sippe zählen mag, der nimmt das Erbe zuvor.Graf, 201, 123.

Mhd.: De sik to der sibbe paer gestubben mag, de nimpt dat erve to voren. (Sachsenspiegel, I, 2, 3.)


*6. He es met Sipp und Sapp wiäch goan. (Iserlohn.) – Woeste, 89, 172.


*7. Von der zehnten Sippe ein Schnittel.

Von sehr entfernter Verwandtschaft. (S. Gebäck 2, Hund 1746, Kuh 619, Morgen 87, Mutter 120 u. 245, wie Kleberanftel und Kleinbrotel im Nachtrag.)

Mhd.: Von Adâmes rîppe sê wir gas mâge als Âkers unde Brage. (H. Lambel, 135.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 575-576.
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