Wasserstrahl

* Einem einen kalten Wasserstrahl senden.

Seine Aufregung und Hitze dämpfen. Der Ausdruck verdankt seine Entstehung dem deutschen Reichskanzler Fürst Bismarck. Als zu Anfang des Jahres 1874 die französischen Bischöfe aufregende Hirtenbriefe erliessen, die namentlich darauf berechnet waren, die Bevölkerung in dem mit Deutschland neuverbundenen Landestheile Elsass-Lothringen zum Widerstand gegen die Staatsgesetze aufzustacheln, machte er die französische Regierung im Februar auf die Haltung ihrer Bischöfe in einer Weise aufmerksam, die sie zum Einschreiten gegen die Wühlereien derselben bewog. Er selbst nannte sein Verfahren einen kalten Wasserstrahl, den er nach Paris gesandt habe. In der 24. Sitzung des Deutschen Reichstag vom 4. Dec. 1874 kam der Abgeordnete Jörg auf den damaligen Wasserstrahl zurück, worauf Fürst Bismarck erwiderte: »Wenn mir der Vorredner vorwirft, ich hätte einmal von einem Strahl kalten Wasser zur Beruhigung aufgeregter Gemüther gesprochen, so kann ich mich nur darauf berufen, dass kaltes Wasser ein ausserordentlich friedfertiges Element ist.« In einem[1836] Rückblick auf die kirchlichen Kämpfe im Jahre 1874 sagt die Provinzialcorrespondenz: »Der kalte Wasserstrahl nach Paris, den ein katholischer Redner im Reichstage schmerzlich beklagte, hat allerdings die Wirkung gehabt, den Brand, welchen die Ultramontanen in Frankreich zu Gunsten ihrer Genossen in Deutschland zu entzünden im Begriff waren, im Entstehen zu löschen.« (Schles. Zeitung, 1875, Nr. 10.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 1836-1837.
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