1. Alle Fürsten sind Grafen (Edelleute, Bürger) gewesen. – Pistor., VII, 10.
Bei den Russen dagegen heisst es: Auch unter den Fürsten gibt's Leibeigene. (Altmann V.)
2. Aller frommen Fürsten angesicht möcht man auff ein Ring stechen. – Zeytbuch, X.
Vgl. auch Börne, Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, VI, 27, 36.
3. Aller frommen Fürsten Bildnuss können inn eines Rings Edelstein geschnitten werden. – Henisch, 1309.
4. Also muss man den Fürsten die Sporen rinkeln.
Soll ein Bauer gesagt haben, der dem Herzog Albrecht von Sachsen sein voriges Eigenthum wieder abgewonnen und noch eine artige Summe dazu.
5. An einem Fursten vnd herrn findet man kein grosser tugent, denn einem yeden schwetzer vnd orenbleser nicht glauben. – Agricola I, 279.
6. An Fürsten ist keine Eigenschaft. – Graf, 32, 45.
»Da Freiheit und (Leib-)Eigenschaft im Blute fortwallt«, so sind natürlich die dem Kaiser nahestehenden Fürsten im Besitz einer hohen Freiheit und ist an ihnen nichts Leibeigenschaftliches und Unfreies.
Mhd.: An den fursten ist nicht eigintschaft. (Köhler, Scriptores rerum Lausaticarum, Görlitz 1839, I, 428, 18.)
7. Besser ein Fürst über kleine Länder, als ein grosser Herr über nichts.
8. Da bekommt der Fürst weder Hühner noch Eier, wo man den Edelmann macht zum Meier.
9. Das ist kein grosser Fürst, der nicht aus einem kleinen Mann einen grossen und aus einem grossen einen kleinen machen kann. – Winckler, XIV, 55.
10. Dass die Fürsten Narren seindt, das muss das Landt tragen. – Henisch, 1309, 42; Petri, II, 58.
11. Den Fürsten ehr, halt sein gebot, so verr sie nit sind wider got. – Franck, I, 148b.
[1282] 12. Den Fürsten gebürt die Laster zu straffen vnd der frommen dienst zu vergelten. – Henisch, 1309, 64.
13. Der Fürst ist dess Landes, nicht das Landt dess Fürsten. – Henisch, 1309, 45; Petri, II, 89.
14. Der Fürst ist Knecht vber gut vnd recht. – Henisch, 1309, 47; Petri, II, 89.
15. Der Fürst muss selber sein der rath, will er nicht kommen allzu spat, wenn man alles verderbet hat. – Henisch, 1309, 48; Petri, II, 89.
16. Der Fürst oben im Lande und der Fürst unten im Lande bringen der Schweiz Unglück. – Kirchhofer, 77; Klosterspiegel, 4, 2.
Unter jenem ist der gefürstete Abt von St.-Gallen, unter diesem der Fürstbischof von Basel gemeint. Ihre politischen Umtriebe in der Schweiz einerseits, sowie ihre Verbindungen mit deutschen Fürsten haben der Schweiz viel geschadet und die Entstehung des Sprichworts veranlasst.
17. Der Fürsten Exempel sind der Unterthanen Spiegel. – Philippi, I, 97.
Frz.: Les habitans d'une province suivent l'exemple de leur prince. (Kritzinger, 367.) – Les princes doivent leur exemple au peuple. (Kritzinger, 564.)
18. Der grösste Fürst hat an Einem Feind zu viel und an tausend Freunden zu wenig. – Winckler, III, 65.
19. Der ist kein armer Fürst, der reiche Unterthanen hat.
Frz.: Nul prince pauvre qui a des sujets riches. (Kritzinger, 564.)
20. Der jung Fürst lieb vnd werder ist, weder der alt zu aller frist. – Eyering, I, 500; III, 110.
21. Des Fürsten Hand ist so gross als das Land. – Graf, 522, 274.
Holl.: Des vorsten hand is zoo groot als 't land. (Harrebomée, II, 406.)
It.: I prencipi hanno le braccia lunghe. (Pazzaglia, 304, 5.)
22. Des Fürsten Wille ist selten der Unterthanen Lust.
23. Die besten Fürsten eines Landes sind, die Ernst heissen. – Parömiakon, 2160.
Will sagen: ein gerechtes strenges Regiment führen. Die Araber sagen in einem Spruch: Der beste Fürst ist der, den nur des Volkes Noth, nicht Feindesmacht erschüttert; den nur die Schmeichelei, die Wahrheit nicht erbittert; vor dem der Böse stets, der Gute niemals zittert.
24. Die den Fürsten verführen, vergiften den Brunnen des Landes. – Sailer, 248; Simrock, 2941.
25. Die Fürsten ändern sich nicht, es wechseln nur die Namen.
26. Die Fürsten der Theilung sind Genossen der Diebe. – Graf, 487, 39.
Es war die erste Aufgabe eines Fürsten, sein Land ungetheilt zu erhalten. – »Die Fürsten solicher teylung seind gesellen der Dieb.« (U. Tengler, Laienspiegel von rechtmässigen Ordnungen in bürgerlichen und peinlichen Regimenten, Augsburg 1509, 48, V.)
27. Die Fürsten haben der Pferde Art, sie stallen gern, wo es schon nass genug ist. – Simrock, 7882.
Vgl. Boccaccio's Erzählungen, X, 1, als Commentar.
28. Die Fürsten haben viel Augen, lassen aber nur zwei sehen. – Simrock, 2940.
It.: Il prencipi hanno molti occhi, e molte orecchie, cosi vedono' et odono ogni cosa. (Pazzaglia, 304, 6.)
29. Die Fürsten kommen in den Himmel, so sie in der Wiege sterben. – Eiselein, 199.
30. Die weltlichen Fürsten sind Affen, und nicht schlechte Affen, sondern Rohraffen, der Teufel isset mancherlei Affen gern, aber keine lieber als Rohraffen. – Eiselein, 193.
31. Ein frommer Fürst ist ein seltsamer Vogel. – Heuseler, 276.
Warum? Börne (Gesammelte Schriften, VI, 28) sagt: »Der beste, vorsichtigste und vortrefflichste Regent wird, nach Diocletian, verrathen und verkauft.«
32. Ein Fürst braucht viel Augen und Ohren.
Frz.: Le prince doit avoir plusieurs yeux et plusieurs oreilles. (Kritzinger, 564.)
33. Ein Fürst darf nicht schlafen.
It.: I sudditi dormono e per loro vegliano i prencipi. (Pazzaglia, 304, 8.)
Lat.: Non decet principem solidam dormire noctem. (Harrebomée, I, 33.)
[1283] 34. Ein Fürst das Scepter nützlich führt, wenn wie ein Vater er regiert. – Henisch, 1310, 9.
35. Ein Fürst, der alles thut gerecht, bemerkt doch, dass gar vieles schlecht.
36. Ein Fürst, der noch so tüchtig ist, bedarf zur Macht auch noch die List.
37. Ein Fürst, der vnrecht thut, hats besser als der Pöffel, der vnrecht nicht will leiden. – Lehmann, 569, 44.
38. Ein Fürst, der Weisheit ehrt, gern mit Weisen verkehrt.
39. Ein Fürst, der wohl regieren will, muss von den Bösen gefürchtet und von den Guten geliebt werden.
Frz.: Prince doit faire qu'on le craigne. ( Cahier, 1473.)
40. Ein Fürst, der wol vnd weisslich regiert, der bedeckt damit all sein Gebrechen, die er als Mensch an sich hat. – Lehmann, 668, 130.
41. Ein Fürst hat zehen Teuffel vmb sich her, da ein anderer nur einen hat. – Henisch, 1310, 11; Körte, 1708.
42. Ein Fürst ist dergestalt der Gesetz entbunden, dass er von sich selbst (aus eigener Bewegung, Tugend) thun soll, was andere thun auss Zwang. – Opel, 373.
43. Ein Fürst kann in einem Tage hundert Ritter machen, in hundert Jahren keinen Gelehrten. (S. 100.) – Sailer, 248.
Als sich Georg Fiscellus, der Rechte Doctor, der erst ein adelich Wappen vom Kaiser erhalten hatte, in der baseler Synode auf die Ritterbank setzte, sagte Sigmund: »Ihr thut unweislich, dass ihr die Ritterschaft der Gelehrheit vorzieht. Wisset ihr nicht, dass ich in Einem Tage Tausende adeln kann; aber so mächtig bin ich nicht, dass ich in tausend Jahren einen Gelehrten machen könnte.«
It.: Il prencipe sì può dir grande che d'un grand' huomo può fare un piccolo e di un piccolo un grande. (Pazzaglia, 304, 2.)
44. Ein Fürst kennt den andern wol.
So ein Gelehrter den andern. »Nicht unbekannt untereinander sind die unsterblichen Götter, obgleich sie an verschiedenen Orten wohnen.« (Homer.)
45. Ein Fürst muss die bösen straffen, dass er nicht einen Leffel auffhebe vnd zutrete eine Schüssel. – Henisch, 1310, 16.
46. Ein Fürst muss saur Suppen essen vnd inn ein sauren Apffel beissen können, wie wir im Paradeyss inn einen süessen gebissen haben. – Henisch, 1310, 13.
Lat.: Regnare nescit, odia qui nimium timet. – Regnare non vult, esse qui invisus timet. (Philippi, II, 153.)
47. Ein Fürst ohne Credit ist ein glock ohne klang. – Lehmann, 659, 86.
48. Ein Fürst ohne Gerechtigkeit ist ein Strom ohne Wasser.
It.: Bench' il cattivo regni, è sempre schiavo. (Pazzaglia, 320, 1.)
49. Ein Fürst ohne Treu und Glauben ist eine zerbrochene Glocke, widrig auch den Tauben.
50. Ein Fürst soll fünf Eigenschaften haben: Gerecht im Richten, wahrhaftig im Reden, beständig im Handeln, verschwiegen in Rathschlägen und mild im Geben.
51. Ein Fürst soll lieber an Gelt vnd gut, als an trew vnd glauben schaden vnd abbruch leiden. – Lehmann, 933, 65.
52. Ein Fürst soll sein zusag nit drehen vnd krumb ausslegen. – Lehmann, 932, 63.
Ludwig, Kurfürst und Pfalzgraf bei Rhein, gab seinem Sohne Friedrich IV. die Lehre: »Sey warhafftig halte, was du zusagst, und ob dir leib und leben, gut und blut darauf ginge.« (Welt und Zeit, V, 90, 76.)
53. Ein Fürst soll viel Augen und viel Ohren haben.
54. Ein Fürst vnnd Regent ist dess Lands Vhr. – Lehmann, 673, 168.
55. Ein Fürst vnnd Richter soll weiser sein, denn alle beschribenen Rechte. – Henisch, 1310, 18.
Dän.: Førsten skal være forstandig eller bruge forstandige raad. (Prov. dan., 193.)
Frz.: Les princes ont beaucoup d'yeux et d'oreilles. (Kritzinger, 564.)
[1284] 56. Ein gerechter Fürst ist eines Landes grösster Segen.
Die Indier sagen: Eines Fürsten Gerechtigkeit ist wichtiger für das Land als eine gute Ernte. (Cahier, 2407.)
57. Ein guter Fürst denkt zuletzt an sich.
Frz.: Un noble prince ou roy n'a jamais pile ne croix. (Bohn I, 62.)
58. Ein guter fürst ein lands sig. – Franck, I, 143b.
It.: Beata quella città ch' ha prencipe che sà. (Pazzaglia, 304, 1.)
59. Ein guter Fürst muss eine Feder, eine Zunge und ein Herz haben. – Winckler, XIX, 8.
60. Ein guter Fürst schneidet der Freiheit nicht die Zunge aus.
»Die Pressfreiheit ist die Zunge der Freiheit.«
Poln.: Nie cesarska rzecz wolne języki zabraniać. (Wurzbach I, 272.)
61. Ein kluger Fürst ist ein seltzamer Vogel. – Henisch, 1309, 31.
62. Ein unwissender Fürst ist ein gekrönter Esel. – Cahier, 3667.
It.: Ad un rè non è necessaria la barba, ma l'ingegno. (Pazzaglia, 319, 4.)
63. Ein vngelehrter Fürst vnd Herr ist ein geschnitzet Bild, nichts mehr. – Henisch, 1309, 36.
64. Einem Fürsten stehet nichts besser an, als sich den Gesetzen zu unterwerfen.
Ein Wort des deutschen Kaisers Friedrich I. (Zinkgref, I, 28.)
65. Einem Fürsten steht nichts besser an, als Verzeihen und Schenken.
Dän.: Intet staaer en første bedre end at give og tilgive. (Prov. dan., 192.)
66. Einem hungrigen Fürsten mundet auch wol Kartoffelbrei. (Kassuben.)
67. Einem milden Fürsten gehorchet man gern.
It.: Un prencipe, che comanda con amore, è servito con fedeltà. (Pazzaglia, 304, 12.)
68. Einen frommen Fürsten kann man nicht beleidigen. – Henisch, 1310, 69.
69. Einen Fürsten soll man erkennen bei Haltung geschehener Aussag, reiner Strasse und guter Münze. – Pistor., VII, 96; Eiselein, 198; Henisch, 1311, 6.
Ein Wort, das Philipp dem Grossmüthigen von Hessen zugeschrieben wird. (Zinkgref, I, 139.)
Dän.: Man kiender en god første paa hans mynt, løfte og land-fred. (Prov. dan., 192.)
70. Einen weisen Fürsten loben seine ehrliche fürsichtige Händel. – Henisch, 1309, 38.
71. Eines Fürsten Diener muss stets an seinen Fall denken.
Er kann aber auch leicht steigen, denn die Franzosen sagen: Valet à prince, pair à baron. (Leroux, II, 80.)
72. Eines Fürsten erste, zweite und dritte Tugend ist Gottesfurcht. – Opel, 373.
Als man eines Tages fragte, welches eines Fürsten erste Tugend wäre, antwortete Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz: »Die Gottesfurcht.« Und als man darauf wieder fragte: Welches die letzte? sagte er abermals: »Die Gottesfurcht, denn die begreifft alle andern Tugenden in sich.« (Zinkgref, III, 16.)
73. Eines Fürsten feindtschafft ist dess Menschen todt. – Henisch, 1310, 37.
74. Eines Fürsten grösster Schaden ist, wenn er weise Räthe und tapfere Kriegshelden von sich lässt.
»Ein Fürst betreugt vnd Verderbt sich, der seiner landt ständt Rhat vnnd Gutachten in sachen das Landt betreffend nit hört vnd annimmt, sondern mehr einem Ohrenmelcker oder Fremden folgt; zuletzt rindt das Schiff an allen orten vnd hilfft weder Stopffen noch Flicken, denn die Landtleut wollen vnveracht sein.« (Lehmann, 678, 194.)
Dän.: En første skal følge deres raad som have ham kiær, og ei deres som han haver kiær. (Prov. dan., 192.)
75. Eines Fürsten grösstes Glück hängt am Galgen. – Parömiakon, 1980.
Will sagen, dass er nichts Besseres thun könne, als alle Verbrecher aufhängen zu lassen, eine Ansicht, über welche sich unsere Zeit erhoben hat. – »Wenn der Galgen mit Dieben voll ist, so ist das Land von Diebstücken leer.« (Megerle.)
76. Eines Fürsten Gunst ist mit Gefahr umgeben.
77. Eines Fürsten höchste Sorge soll sein, gelehrte Männer zum Regiment, beherzte zum Kriege und vorsichtige zur Festhaltung zu haben.
[1285] 78. Eines Fürsten Schatz ligt nirgend besser als in der vnterthanen Beutel. – Lehmann, 656, 50; Simrock, 2950; Eiselein, 198; Sailer, 249.
Eine alte Ansicht über den Staatsschatz.
79. Eines Fürsten vornehmstes Amt ist, dass er jedermann Recht widerfahren lasse.
Frz.: La principale charge d'une prince c'est de rendre la justice à tous. (Kritzinger, 564.)
80. Eines Fürsten weissheit besteht darin, das er sich selbst regieren kan. – Lehmann, 675, 185.
81. Eines Fürsten Wort muss stehen fest wie die Evangelien. – Graf, 28, 15.
»Eins fürsten wort sol stohn fest wie das evan gelion.« (Haltaus, Glossarium mediae aetatis, Leipzig 1758, Fol. 571.)
It.: La parola d'un prencipe deve valere quanto il giuramento d'un privato. (Pazzaglia, 264, 21.)
82. Es ist besser der Fürst sey böss als die Rhät. – Lehmann, 652, 20.
»Man kann besser einen bösen Menschen dulden als viel. Weise tapffre Rhät können einen Herren wohl im Zaum halten, aber ein guter dapffer Herr kan seine bösshaffte arglistige Rhät nicht alzeit meistern, er wird auff allen seiten vmbstellt vnnd betrogen.«
Dän.: Bedre at en første er selv ond, end hans raad. (Prov. dan., 192.)
83. Es ist ein Furst wol so seltzam ym hymel, als ein hirssch ynn eines armen mans kuchen. – Agricola I, 263; Tappius, 52; Latendorf I, 153; Gesner, I, 393; Henisch, 1310, 20; Eyering, II, 75; Zeytbuch, Xb; Eiselein, 198; Körte, 1710.
» ...So ist dis sprichwort war, dass auff eine zeyt Doctor Keyser zu Manssfeldt ynn beywesen viler Fursten vnd Herren gebrauchet hat.« – Das Sprichwort steht hier in der Lesart des Agricola. Bei Tappius, Henisch u.a. heisst es: Es ist eyn Fürst wol so seltzam wilpret im hymel, als u.s.w.
84. Es ist kein Fürst vnnd Herr, der von den glatten kätzlein nicht betrogen worden ist. – Lehmann, 383, 26.
Gottsched (Versuch einer kritischen Dichtkunst) sagt: »Die armen Füchse werden vertilget von der Erden, bei Fürsten aber sein die Schwätzer gar gemein.«
85. Es sind nicht alle Fürsten, die mit dem Kaiser reiten.
Die Russen haben das Sprichwort: Es ist nicht jeder ein Grossfürst, der mit Newawasser getauft ist. (Reinsberg VI, 72.)
Holl.: Zijn niet allen gelijk die met den keizer rijden. (Bohn I, 345.)
86. Es sind nicht alles Fürsten, die Fürstenkleider tragen. – Eiselein, 197.
87. Es soll ein Fürst zu seinen Vnterthanen ein freundtlich gemüeth tragen. – Henisch, 1310, 29.
88. Es soll kein Fürst ein Nacht vberschlaffen. – Henisch, 1310, 30; Lehmann, II, 139, 114.
89. Es stehet einem Fürsten nicht wol an, wann er gern leugt. – Henisch, 1310, 32.
90. Es stirbet kein Fürst vbel. – Henisch, 1310, 35.
» ... So heisst es nun mehr inn der Welt, aber Gottes wort saget vil anders darvon.«
91. Fromme Fürsten sind arme Leuth. – Henisch, 1309, 29.
92. Fromme Fürsten vnd Herrn find man gemeinlich an den Wänden1. – Lehmann, 380, 20; Eiselein, 149.
1) D.i. gemalt.
93. Fromme Fürsten vnnd Herren sind jmmerdar gute Kirchvätter gewesen. – Henisch, 1309, 14.
94. Fürsten bleiben Fürsten vnnd solten wir alle Kachelöfen einschmeissen. – Gruter, III, 41.
95. Fürsten fürchten den Schatten an der Wand.
Lat.: Timere reges dubia pro certis solent. (Philippi II, 219.)
96. Fürsten haben lange Hände und viel Ohren. – Simrock, 2939; Braun, II, 445; Graf, 523, 276; Eiselein, 198.
Frz.: Les princes ont les bras et les oreilles longues. (Cahier, 1474; Leroux, II, 71.)
Holl.: Des vorsten hand is zoo groot als 't land. (Harrebomée, II, 406.)
Lat.: Multae regnum aures atque oculi. (Eiselein, 198.)
97. Fürsten helffen den geringern also, dass sie mehr nutz davon bekommen als die, denen die hilff geschicht. – Lehmann, 374, 11.
Ein hebräisches Sprichwort sagt: Hüte dich vor Fürsten, sie suchen nur ihr Interesse. (Cahier, 2501.)
[1286] 98. Fürsten kaufen nicht im Sack.
Lat.: Regibus hic mos est, ubi equos mercantur, apertos inspiciunt. (Horaz.) (Philippi, II, 153.)
99. Fürsten können nur, was sie müssen.
Selbst von Napoleon I. bemerkt Baggesen einmal: »Er will nicht, er wird gewollt.« (Vgl. Fr. Perthes' Leben von Cl. Th. Perthes, 1848, I, 178.)
Frz.: Les princes n'ont point de chemin. (Leroux, II, 71.)
100. Fürsten können Ritter machen, aber Schreiber1 können sie nicht machen. (S. 43.) – Petri, II, 322. Henisch, 1310, 44.
1) D.h. hier gelehrte Leute. – Ueber das Verhältniss der Macht zur Wissenschaft haben die Indier das Sprichwort: Wenn der Fürst Degen und Lanze hat, so besitzt der Weise seine Wissenschaft und seine Jünger. (Cahier, 2320.)
101. Fürsten können schwerlich der vnterthanen Freyheit leiden. – Lehmann, 389, 38.
102. Fürsten können wol Schaden, aber keinen Schimpf leiden. – Winckler, I, 85; Simrock, 2938a.
103. Fürsten lohnen ihre Arbeiter wie im Evangelio, daher heissen sie gnädige Herren. – Eiselein, 198.
104. Fürsten müssen jhrer Diener Knechte seyn. – Petri, II, 322; Henisch, 1310, 46.
105. Fürsten pflügen nicht das Feld. – Bertram, 41.
106. Fürsten reiten tewre Hengste, die wöllen dess besten Futters voll seyn vnnd keine Sporen leiden; ein geringer Hausswirth gehet zu fuss. – Petri, II, 322.
107. Fürsten sehen durch die Brillen ihrer Räthe.
Frz.: Les princes ne voyent que par les yeux de leurs ministres. (Kritzinger, 564.)
108. Fürsten sind nicht gern Juristen, sonst kemen alle schwere hendel auff sie. – Petri, II, 322; Henisch, 1310, 47.
109. Fürsten sind ohne Busse. – Graf, 33, 61.
Weil sie geborene Richter ihres Volks sind und auch an der Spitze des Heeres stehen. Wer sollte sie zur Strafe verurtheilen und wer die Busse einziehen. Doch tritt der Sachsenspiegel (III, 8 u. 54, 2) gegen diese Anschauung des Volkswitzes auf.
Mhd.: Hir umme seget man, dat die vorsten ane bute sin. (Sachsenspiegel, III, 54, 2.)
It.: I prencipi non hanno altri giudici in terra, che loro stessi. (Pazzaglia, 304, 4.)
110. Fürsten soll man nicht zu hoch loben vnd nicht zu sehr schelten. – Lehmann, 673, 170.
»Es ist keiner so gut, er könd noch besser sein vnd ist keiner so böss, er köndt noch ärger sein.« In der Regel ist man mit Lob und Tadel sehr freigebig. »Ehe man (aber) Regenten tadelt, soll man erstlich die Leibesschäden der Völker untersuchen und heilen. Manche Regenten sind noch viel zu gut für das Volk, das sie beherrschen.« (Welt und Zeit, I, 90, 169.)
111. Fürsten sollen Adler sein im Belohnen und Schnecken im Strafen.
Lat.: Sit piger ad poenam princeps, ad praemia velox, et doleat, quoties cogitur esse ferox. (Ovid.) (Philippi, II, 192.)
112. Fürsten sollen gedultig oren haben. – Franck, II, 117b; Simrock, 2938; Körte, 1707.
Nur nicht für Schmeichler und Verleumder; denn die Holländer sagen: Geen grooter deugd in vorsten, dan elken zwetser geloof te weigeren. (Harrebomée, II, 406.)
113. Fürsten sollen nit Donner vnd Blitz in Händen führen, sondern mit milte vnd gnade prangen. – Lehmann, 669, 136.
It.: Un prencipe deve accoppiare alla grandezza la moderazione. (Pazzaglia, 304, 10.)
114. Fürsten sollen sehen, dass ihre Unterthanen nicht an Brot und der Adel nicht an Aemtern Mangel leiden. – Eiselein, 198.
115. Fürsten und Esel thun nichts ungetrieben.
Mhd.: Die fürsten hânt der esel art, si tuont durh niemen âne gart. (Zingerle, 29.)
116. Fürsten und Herren dürfen nicht weiter sehen, als ihre Hofbedienten erlauben.
Luther sagte von einem Fürsten, der sich zu viel von seinen Dienern regieren lasse: Er sei wie der Zeiger auf einer Uhr, wie man ihn gestellt, so sei er auch gegangen. (Zinkgref, I, 204.)
117. Fürsten und Herren müssen über ihren Worten wie eine Mauer stehen. – Graf, 28, 16.
118. Fürsten und Herren sind unsers Herrgotts Kartenspiel. – Zinkgref, I, 206.
[1287] 119. Fürsten und Herren sind seltsam Wildpret im Himmel. – Petri, II, 322.
Auch Luther in der Auslegung des Magnificat und in Beantwortung der Frage: »Ob Kriegsleute auch in seligem Stande sein können?« (Vgl. Heuseler, 30 u. 151.)
120. Fürsten und Pfaffen machen viel zu schaffen.
121. Fürsten und Schüler haben (oft) gar viel Aufgaben.
122. Fürsten vnd Artzten sindt viel Todten ein schand. – Franck, I, 69b; Petri, II, 312; Gruter, I, 42; Henisch, 1310, 49; Sutor, 490; Simrock, 2953; Sailer, 55.
123. Fürsten vnd Herren schlagen jhre Müntz auss Silber vnnd Gold; der Babst schlegt seine auss allen Creaturn (Ablass, Bann, Busse, Butter, Eier, Fleisch, Messe, Sakramente u.s.w.). – Petri, II, 322.
124. Fürsten vnd Herren soll man warnen, nicht straffen. – Lehmann, 732, 66.
125. Fürsten vnd Herren sollen jhre Vnterthanen mit weissheit, mannheit vnnd messigkeit vbertreffen, nicht mit müessiggang vnd wollust. – Henisch, 1310, 57.
126. Fürsten vnd herrn haben lang hend. – Franck, I, 17a; Körte, 1706.
127. Fürsten vnnd Herren sollen nicht alles an die Räthe, Edelleuth vnd Secretarien lassen. – Henisch, 1310, 53.
128. Fürsten vnnd Herrn müssen von jhnen reden lassen. – Petri, II, 322; Henisch, 1310.
129. Fürsten werden schlecht berathen, ha'n ihre Lust an Schlössern (Festungen) und Soldaten.
Frz.: Faire chasteaux princes sont diligens ou forteresse et ville fort fermée, pour résister contre une 'grosse armée, mais si n'est-il muraille que de gens. (Leroux, II, 71.)
130. Fürsten werden selig, wenn sie in der Wiegen sterben, wenn sie auffs Pferd kommen, rennen sie stracks der Hellen zu. (S. 153.) – Petri, II, 322; Henisch, 1310, 60.
»Karolus der Achte, König in Frankreich, fragte auf eine Zeit seinen Mundschenk, ob er auch nicht der Meinung sei, dass wenige von den Königen im Himmel wären. Und da der Mundschenk mit der Sprach nicht herauswollte, antwortete der König selbst und sagt: «Was soll es Wunder seyn, wann schon von den Königen wenige im Himmel sind, sie haben gar wenig Leut' um sich, die ihnen die Wahrheit reden.»« (Abraham a Sancta-Clara's Etwas für alle, herausgegeben von Heinmar, Frankfurt a.M. 1829, I, 823.)
131. Hält der Fürst ein Gastgebot, muss jhm der bawr aufflegen das brot. – Petri, II, 658; Henisch, 1311, 25.
132. Hat es der Fürst gethan, so folgt auch der gemeine Mann. (S. 17.) – Parömiakon, 1985.
133. Jeder Fürst hat sein Achitophel, der ein bösen Rath verschattiren kan. – Lehmann, 661, 101; Eiselein, 197.
134. Jeder Fürst ist Kaiser in seinem Lande. – Simrock, 2948; Graf, 487, 30; Eiselein, 197.
Das Deutsche Reich enthielt so viele Staaten als Fürstenthümer und Reichsstädte, und jeder derselben besass Hoheitsrechte wie der Kaiser. Vgl. auch Huld. Eyben diss. de origine brocardici (1661): »Ein jeder Fürst (Graf u.s.w.) ist Kaiser in seinem Lande.« (Nopitsch, 46.)
135. Jeder Fürst muss zwei Narren haben, einen, den er, den andern, der ihn vexirt. – Zinkgref, I, 221.
136. Jungen fursten ist man von natur holder denn den alten. – Agricola I, 680; Gruter, I, 51; Latendorf, 151; Tappius, 107a.
Dennoch sagen die Türken: Einem jungen Fürsten dienen und ein muthig Pferd pflegen sind zwei gefährliche Geschäfte. (Cahier, 2725.)
Frz.: On adore plutôt le soleil levant que soleil couchant. (Kritzinger, 9.)
137. Kleine Fürsten haben gern grosse Hofnarren.
138. Kommen Fürsten in Kriegsgefahr vnnd müssen noth leiden, so gehets den geringeren an den Bindriemen. – Lehmann, 110, 57.
139. Man ändert nicht die Fürsten, es wechseln nur die Namen. – Simrock, 2949; Eiselein, 197.
[1288] 140. Man soll halten des Fürsten Gebot, wenn es nicht ist wider Gott. – Körte2, 2110.
141. Manche Fürsten sind Eichenholz, das langsam brennt, aber lange Kohle hält.
Frz.: Les princes Lorrains ressemblent les coursiers de Naples qui sont longs et tardifs à venir, mais venant sur l'age ils sont très-bons. (Leroux, II, 7.)
142. Nach des Fürsten Hand richtet sich das ganze Land.
143. Neue Fürsten, neue Gesetze. – Eiselein, 197; Graf, 17, 209; Simrock, 2952.
Engl.: New kings, new laws.
144. Neue Fürsten und neue Schuhe hat man lieber als alte. – Wurzbach I, 12; Henisch, 1311, 14.
145. Niemand darf an der Fürsten Eid sprechen. – Graf, 28, 17.
»Das nieman wider der fürsten nit reden sol.« (Westenrieder, Bairisches Rechtsbuch, München 1702, II, 5.)
146. Niemand verlasse sich auf Fürsten. – Henisch, 1311, 13.
147. Sind die Fürsten trunken, so heissen ihre Hofschranzen sie munter; sind sie schwarz, so heisst man sie braun, und sind sie albern, so nennt man sie redlich vnd frumm. – Eiselein, 199.
148. Um einen Fürsten ist's ein elend Ding, der seine Augen immer in anderer Leute Köpfen hat.
Der nicht selber sieht.
149. Unter eines weisen Fürsten Hut gedeiht der Fried' und wächst das Gut.
It.: Il saggio prencipe e di buona coscienza mantien sempre la pace, e l'opulenza. (Pazzaglia, 304, 3.)
150. Vnter reichen fürsten ist gut sitzen. – Franck, II, 206b; Gruter, I, 70; Simrock, 2951; Blum, 759.
Bei Henisch (1309, 34) mit dem Zusatz: vnd gut reich werden.
151. Von Fürsten und Frauen soll man nicht viel reden.
Ein ähnlicher Ausspruch des Herzogs Philipp von Burgund findet sich bei Zinkgref, I, 131.
Frz.: Ne parle jamais des princes: si tu en dis du bien, tu mens; si tu en dis du mal, tu t'exposes. (Cahier, 1472.)
152. Wann ain Fürste on verstand ist, so geschicht vil vnrechts, wer aber vnrecht hasset, der wirdt lang Regieren. – Agricola II, 228.
153. Wann ein Fürst getäufft in der Wiegen stirbt, so ist er selig.
»Da man zalt 1434, sass König Albrecht zu Wien an einer Predigt eines Mönchs Prediger Ordens vnd entschlieff. Da schrye der Prediger mit hoher stimm vnd sprach: Ich frage euch alle, die jr allhie stehend, ob auch die Fürsten behalten mögen werden? Vnd als aber der Prediger still hielt, gleichsam einer Antwort wartende, vnd der König auffgewachet, die sach, dass es jm galt, wol vernam, antwort jm der Mönch (mit den obigen zum Sprichwort gewordenen Worten) selbs.« (Zeytbuch, CCXVIIIa.)
154. Was der Fürst thut für ein Leben führen, kan man bald an Vnterthanen spüren. – Henisch, 1311, 18.
155. Was die Fürsten geigen, das müssen die Unterthanen tanzen. – Simrock, 2942; Braun, I, 601; Körte, 1709; Graf, 524, 300.
156. Was ein Fürst sich einbild't, das soll geschehen. (S. 180.)
Frz.: Il faut laisser les princes en leur opinion. (Leroux, II, 71.)
157. Wass ein Fürst ist in einer Statt, das ist ein Hausswirth in seinem Hauss. – Lehmann, 365, 11.
158. Welcher Fürst, der Fuchsschwentzer vmb sich duldet, der ist ein feind der warheit. – Lehmann, 668, 125.
159. Welcher Fürst will frid haben, der muss sich in guter Kriegsbereitschafft halten. – Lehmann, 212, 12.
160. Wenn der Fürst am Leib krank wird, so ist der Arzt sein Herr, wird er an der Seele krank, so ist es der Theologus, im übrigen bleibt er beider Herr. – Opel, 373.
161. Wenn der Fürst das Amt verkauft, so hält der Amtmann offnen Markt.
162. Wenn der Fürst ein Schurke ist, muss er vor jedem Bettler zittern.
[1289] 163. Wenn der Fürst kein Ohr hätte, die Unterthanen zu hören, so hätte er keinen Kopf, sie zu regieren. – Sailer, 247.
164. Wenn der Fürst seinem Kopfe folgen will, braucht er der Räthe nicht.
165. Wenn der Fürst seinen Unterthanen einen Apfel nimmt (oder: wenn der Fürst einen Apfel braucht), so nehmen seine Diener den ganzen Baum. – Körte, 1711; Sailer, 246; Braun, I, 602.
Als Karl XII. in Bender war, legte ihm sein Schatzmeister Gruithusen eine Rechnung von 50000 Thalern vor, die in zwei Linien und mit den Worten abgefasst war: »10000 Thaler auf Befehl Sr. Majestät den Schweden und Janitscharen gegeben und den Rest – von mir durchgebracht.« (Börne, Gesammelte Schriften, zweite Auflage, VI, 38.)
166. Wenn die Fürsten nicht gut thun, so sind sie leibhafftig dess Teuffels. – Lehmann, 675, 190.
167. Wenn die Fürsten raufen, reissen sie ihren Unterthanen die Haare aus. – Mayer, I, 127.
168. Wenn die Fürsten reden und die Frauen schweigen könnten, und die Höflinge sagten, was sie denken, dann wäre Frieden in der Welt.
169. Wenn die Fürsten Schätze sammeln, thun sie nichts, denn dass sie Zunder sammeln zu einem Feuer. – Luther in der Auslegung des Pred. Salomo bei Heuseler, 303.
170. Wenn ein Fürst also regiert, das man jhn liebt vnnd förcht, der ist in höchstem ansehen. – Lehmann, 651, 11.
171. Wenn ein Fürst die Vnterthanen nicht für sich lest, so erfriert der Leut lieb vnd gunst gegen sein Person vor der thür. – Lehmann, 672, 161.
172. Wenn ein Fürst jedermans gunst vnd das gemaine Gebet verleurt, so ist's mit jhm geschehen. – Henisch, 1388, 28; Petri, II, 651.
173. Wenn ein Fürst sein tyrannisch gemüth einmal entdeckt, so ist sein credit verlohren. – Lehmann, 655, 42.
174. Wenn einem Fürsten nicht mehr zu rathen ist, so ist ihm auch nicht mehr zu helfen. – Opel, 373.
175. Wenn Fürsten Geld samblen, so samblen sie Kohlen zum Fewer. – Lehmann, 254, 9.
176. Wenn Fürsten und Obrigkeiten sündigen, so wird (muss es) das ganze Land gestraft (entgelten). – Graf, 523, 290; Kirchhofer, 225.
177. Wenn Fürsten vnd Herren wollen selig werden, so müssen sie kein besondern willen haben für andern Christen. – Henisch, 1311, 27.
178. Wenn Fürsten vnd Herrn ein Thorheit begehen, so gehets gern vber die Vnterthanen hinauss. – Petri, II, 655; Mathesy, 374a; Henisch, 1311, 23.
179. Wenn Fürsten vnd Herrn Fried vnnd recht in eren halten, so gelten die Soldaten so viel, alss warme öfen in hundstagen. – Lehmann, 434, 27.
180. Wenn man den Fürsten am treuesten hält, so thut er doch, was ihm gefällt.
181. Wenn sich die Fürsten an einen Fuss stossen, so müssen die Unterthanen hinken. – Simrock, 2943; Sailer, 246.
182. Wenn sich ein Fürst wolt kehren an liegen vnd vil schwören, wie wolt sich der Hencker nehren? – Henisch, 1311, 30.
183. Wer den Fürsten ein sawer essen will anrichten, der muss Zucker dabey nicht sparen. – Lehmann, 727, 18.
Mhd.: Swer mit gemache gerne sî, der wese den fürsten selten bî. – Swer mit den fürsten wil genezen, der musz ein lôser dicke wesen oder lange sîn ein gast. (Freidank.) – Wer mit den Fürsten will genesen, der muss ihr Schmeichler wesen.
184. Wer den Fürsten schmähet, der wirdt seine Amptleuth nicht hoch ehren. – Henisch, 1311, 35.
185. Wer einen Fürsten mit bösen rath verführt, der ist mehr schädlich, als der ein gemeinen guten brunnen vergifft. – Lehmann, 601, 121; 652, 21.
[1290] 186. Wer mit Fürsten will essen aus Einer Schüssel, verbrennt sich gar leicht den Rüssel.
Ueber den Umgang mit Fürsten sagt ein indisches Sprichwort: Wer sich einschifft, begibt sich in grosse Gefahr, in grössere aber noch, wer mit Fürsten verkehrt. (Cahier, 2344.) Und ein hebräisches: Liebe die Arbeit, fliehe hohe Würden und mache keine Bekanntschaft mit Fürsten. (Cahier, 2490.)
Mhd.: Swer mit gemache gerne sî, der wone den fürsten selten bî. (Renner.) (Zingerle, 49.)
187. Wie der Fürst, also das Volk (die Hofleut). – Henisch, 1311; Eiselein, 197.
Lat.: Regis ad exemplum totus componitur orbis. (Eiselein, 197.)
188. Wie der Fürst, so der Unterthan. – Parömiakon, 2588.
It.: Tal prencipe, tali sudditi. (Pazzaglia, 304, 9.)
189. Wie der Fürst, so ist der Graff, vnnd wie der Hirt, so sein die schaf. – Eyering, III, 555.
190. Wie der Fürst, so seine Räthe.
It.: A rè malvagio consiglier peggiore. (Pazzaglia, 64, 8.)
191. Wie die Fürsten geigen, so müssen die Unterthanen tanzen. – Bohn I, 175.
192. Wo der Fürst ist ein Kind, hat Räth die weites gewissen sind, Hoffleut, die ohn Gottsfurcht leben, Priester, so böss Exempel geben, ein vnerfahren Ritterschafft, Richter, der kein vbel strafft, derselb sein Land vnd Leut verderbt vnd sein Vorfahren verunehrt. – Gruter, III, 116; Lehmann, II, 883, 315.
193. Zu der Fürsten Gastgebot gibt der Bauer Wein und Brot.
194. Bei den Fürsten gelten die Werke weniger als der Glaube. – Harssdörffer, 1008.
Gunst entscheidet meist.
195. Die Fürsten thun Gesetze geben vnd stehet jhn frey, darnach zu leben. – Petri, III, 4.
196. Ein Fürst braucht dreierlei Leute: gelehrte Männer zum Regiment, beherzte zum Kriege und fürsichtige zur Hoffhaltung. – Wirth, II, 120.
197. Ein Fürst so sich zu viel von seinen Dienern einnemen läst, ist gleich dem Weiser an der Uhr, der gehet, wo man ihn hinrichtet. – Wirth, II, 133.
198. Ein Fürst soll hohe fürstliche gedancken haben. – Petri, II, 188.
199. Ein weiser Fürst hat sich für geschwinde Antwort zu hüten. – Wirth, II, 130.
200. Einen guten Fürsten soll man an gethaner Zusage, sichern Strassen und guter Münze erkennen. – Wirth, II, 132.
201. Es hebt der Fürst sobald nichts an, gleich folgt ihm der gemeine Mann. – Heinmar, I, 12.
202. Fürsten haben kein reicher Bergwerck als die hohe stifft vnnd Geistliche Güter. – Lehmann, 681, 6.
Angeblich ein Ausspruch Karl's V.
203. Fürsten, Herren, Ritter und Knecht, wie sie es krigen, es dunkt sin syn recht. – Weinsberg, 63.
204. Fürsten und Herren haben ihren Zoll auf dem Wasser, die Parteigänger auf dem Lande und in Büschen. – Wirth, I, 125.
205. Fürsten und Herren kann man nicht besser tuschen, denn dass man jnen die warheit sagt. – Sarcerius, 368.
206. Mit Fürsten ist bös Kirschen essen; sie werfen einem gern die Steine ins Gesicht. (Würtemb.)
207. Schlechte Fürsten fliehen (hassen) die Geschichtschreiber wie alte Weiber Maler und Spiegel. – Harssdörffer, 1454.
208. So muss man den Fürsten die Sporen rinkeln. – Eiselein, 511.
209. Unter einem frommen Fürsten vnd Vater ist kein Unterschied. – Petri, II, 565.
210. Was der Fürst wil, das spricht der Richter, das er jhm wieder einen Dienst thun sol. – Petri, II, 588.
211. Wenn die Fürsten ihre Söhne und Vettern zu Bischöfen machen, müssen die Edelleute Junker bleiben. – Opel, 389.
212. Wenn die Fürsten mit den Priestern gehn, ist's um des Volkes Wohl geschehn.
213. Wenn die Fürsten Recht anbieten, so ist es an dem Knäuflein, da das Hembd anhanget. – Luther's Werke, VI, 140.
214. Wenn ein Fürst drey Feinde hat, soll er mit einem Frieden, mit dem andern Anstand machen und mit dem dritten Krieg führen. – Wirth, II, 147.
215. Wenn ein Fürst fünf Eyer nimmt, so fressen die Soldaten tausend Hüner. – Wirth, I, 287.
216. Wenn ein Fürst nicht wacker ist, so wird nichts daraus. – Petri, II, 651.
217. Zween Fürsten der Welt, der Teufel vnd de Papst sein zween Köpff in einer Kappen. – Bienenkorb, 134.
218. Zwischen geborenen Fürsten und gemachten Fürsten ist ein grosser Unterschied. – Luther's Tischr., 404a.
*219. Um n' Fürsten seine Hosen schiessen. – Zaupser Idiot., Nachl. 23; Klein, I, 203.
Brockhaus-1809: Der Fürst Primas · Gregor Alexandrowitsch, Fürst von Potemkin · Raimund, Fürst von Montecuculi · Wenzel Anton, Fürst von Kaunitz
Brockhaus-1911: Fürst-Primas · Fürst [2] · Fürst
DamenConvLex-1834: Wilhelm, Fürst von Oranien · Pückler-Muskau, Hermann, Fürst von
Herder-1854: Fürst [3] · Fürst [2] · Fürst [1]
Meyers-1905: Fürst [2] · Stirbey, Fürst Alexander · Canīno, Fürst von · Fürst [1]
Pagel-1901: Fürst, Carl Magnus · Fürst, Livius
Pataky-1898: Fürst, J. · Fürst, Elise · Fürst, A.
Pierer-1857: Fürst [3] · Fürst Primas · Fürst [1] · Fürst [2]
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