Bischof

1. Bischof bis bei den Schafen.Lehmann, II, 53, 65.


2. Bischof oder Bader, General oder Corporal, Minister oder Küster, Sess oder Aess.Pistor., I, 12; Kirchhofer, 219; Eiselein, 79; Körte, 628; Simrock, 1101.

Zu ergänzen: Will er werden. Oder wie eine andere Redensart sagt: König oder Esel (will er werden), d.i. siegen oder unterliegen.

Frz.: Ou Christ ou Caesar. (Leroux, I, 21.)

Holl.: Bisschop of bedelaar. (Harrebomée, I, 36.)

Lat.: Aut rex aut asinus. – Aut Caesar aut nihil. (Wiegand, 930.)


3. Bischof oder Cardinal ist gleich in diesem (manchen) Fall.Murner, Vom luth. Narren.


4. Dem Bischofe kumet sin offen Hand nach dem krumben Stabe.Eiselein, 79.


5. Der Bischof weihet nit allwegen.Eiselein, 79.


6. Drein oder drüber, Bischof oder Bader.Henisch, 169.


7. Ein Bischof soll nicht pochen.Henisch, 439.

Lat.: Episcopus non sit percussor.


8. Es können nicht alle Bischof werden, man muss auch Bader haben.Simrock, 1102; Körte, 619.

Frz.: De pauvre évesque, pauvre évesché. (Leroux, I, 19.)

Holl.: Wij kunnen niet allen bisschoppen zijn, daar moeten ook monniken wezen. (Harrebomée, I, 58.)


9. Heut' Bischof, morgen Bader.Henisch, 169.

Frz.: De messieurs les vivandiers d'évêques devenus meuniers. (Leroux, I, 18.)


10. Jeder Bischof ist Papst in seinem Sprengel und jeder Pfaff ist Bischof in seiner Parochie.Eiselein, 79; Wurzbach II, 32; Sailer, 254; Simrock, 1103.


11. Mir ist ein hülzin Bischof lieber, dann ein stummer Herre.Eiselein, 79.

Frz.: Crosse de bois, évesque d'or, évesque de bois, crosse d'or. (Leroux, I, 18; Wurzbach II, 31.)


12. Wenn die Bischöfe Jäger werden, dann müssen die Hunde die Messe singen.


13. Wir wolten Bischoff werden, so sind wir Bader worden.Henisch, 397.

Das obige Sprichwort verdankt seine Entstehung dem Herzog Ulrich von Würtemberg, der, als er im Jahre 1522 von den Mitgliedern des Schwäbischen Bundes aus seinem Lande vertrieben wurde, sprach: »Wir wollten Bischof werden und sind Bader geworden.« (Wurzbach I, 30.)


14. Wo der Bischof den Kreisel treibt, und ein Ritter gern Bücher schreibt, wo der Münch zum Harnisch greift, und die Jungfrau zu Rosse schweift, wo Nonnen und Beginen fahren zu Hof, und der Mann am Rocken spinnt wie die Zof', wo kleine Kinder spiessen den Bären; da sieht man wol die Welt sich verkehren.Eiselein, 79.


15. Zu einem Bischof gehört graues Haar.

Frz.: Il est trop jeune pour estre évesque. (Leroux, I, 19.)


*16. Er ist aus einem Bischof ein Müller geworden.

Diese aus Frankreich überkommene Redensart erinnert an unsere deutsche: Sich vom Pferde auf den Esel setzen, und verdankt ihre Entstehung J.P. Spifame, der erst Domherr zu Paris, dann Abbé von Saint-Jean de Sens war und im Jahre 1547 zum Bischof von Nevers erwählt wurde. Da er sich aber für eine schöne Witwe mehr als für die Seelen seiner Heerde interessirte; so liess er den Bischofsmantel fahren und flüchtete mit ihr nach Genf, wo er Calvinist wurde und zur Erwerbung seines Unterhalts eine Mühle kaufte. Später, als es mit der Mühle nicht mehr recht ging und die schöne Witwe älter geworden war, fühlte er Reue über seinen Glaubenswechsel; er wollte in den Schos der katholischen Kirche zurückkehren, aber es wurde verrathen und er 1566 zu Genf enthauptet.

Frz.: Il est d'évêque devenu meunier. (Lendroy, 693.)


[Zusätze und Ergänzungen]

zu2.

Zinkgref, III, 76, Nr. 267. Das Concil von Rouen schärft den Bischöfen Bescheidenheit im Gewande und Mässigkeit bei Tische ein. Das vierte Kapitel von Karthago schrieb vor: der Bischof soll eine kleine Wohnung neben der Kirche haben, sein Tisch soll ärmlich, seine Einrichtung gering, werthlos sein. Das erste Kapitel von Mailand bestimmt den Speisezettel der Bischöfe: Suppe, Rindfleisch, eine Milchspeise und zweierlei Früchte. (Und jetzt?)


17. Bischöfe sind Boten und Lehrer des göttlichen Wortes.Graf, 535, 12.

Angelsächs.: Biscopas sindom hydelas and Godes lage lâreo was. (Schmid, 268, 26.)


18. Bischöfe sollen wissen, dass sie Priester sind und nicht Herren.Graf, 535, 10.


19. Bischoffen in Italia, Grauen in Germania, Rittern in Hispania sunt in magna copia. Weinsberg, 99.


20. Bischofs und Königs Wort sei unleugbar ohne Eid.Graf, 28, 14.

Angelsächs.: Biscopes word and cyninges sie unlaîgen buten adhe. (R. Schmidt, 18, 16.)


21. Der Bischof ist wie ein zweiherrischer Bauer; wenn's ihm der Kaiser nicht recht macht, so beruft er sich auf den Papst, macht's ihm der Papst nicht recht, so beruft er sich auf den Kaiser.Opel, 389.


22. Goldener Bischof, hölzernes Kreuz; goldenes Kreuz, hölzerner Bischof.

Frz.: Evêque d'or, crosse de bois; crosse d'or, évêque de bois. (Bohn, I, 17.)

23. Vor römischen Bischöfen und Ladenkreuzen1 zieht niemand den Hut.

1) Kruzefixen beim Bildschnitzer.

It.: I vescovi in Roma sono come i croci fissi in bottega del legnaiuolo. (Giani, 1732.)


24. Wie die Bischöfe sind, so ist auch jhre Lehre.Petri, II, 788.


25. Wir können nit alle Bischoff werden, man muss auch Bader haben.Franck, II, 40b.


*26. Für den Bischof arbeiten.

Predigen ohne Bezahlung. So sagen die Spanier im Sinne von Arbeiten 20, wie die Franzosen für den König von Preussen: Trabajar para el obispo. (Bohn I, 259.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1001.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:

Buchempfehlung

Lohenstein, Daniel Casper von

Sophonisbe. Trauerspiel

Sophonisbe. Trauerspiel

Im zweiten Punischen Krieg gerät Syphax, der König von Numidien, in Gefangenschaft. Sophonisbe, seine Frau, ist bereit sein Leben für das Reich zu opfern und bietet den heidnischen Göttern sogar ihre Söhne als Blutopfer an.

178 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon