Abiponer

[8] Abiponer, (die), früher ein zahlreicher kriegerischer Indianerstamm Südamerika's, dessen bis auf 5000 Seelen verminderte Überreste, von Pferdezucht und Jagd sich nährend, in Paraguay und disseit des Paraguaystroms leben. Sie sind noch größtentheils Heiden, tatowiren ihre bräunlichen [8] Gesichter und leben in Vielweiberei. Unter ihnen herrscht die sonderbare Gewohnheit, daß nach der Entbindung der Frau der Mann auf mehre Tage ihr Lager einnimmt, mit Binsendecken und Häuten wohl eingehüllt, nur wenig Speise und Trank genießt und aller Beschäftigung sich enthält; damit glaubt der Vater zum Wohlbefinden des Kindes beizutragen Bei Sterbenden werden alle Hausgenossen aus der Hütte entfernt, und Weiber, als Zauberinnen bekannt, stellen sich mit aufgelösten Haaren und entblößten Schultern um das Lager des Leidenden; die angesehenste schlägt von Zeit zu Zeit auf einer Art Trommel, die übrigen schütteln Kürbißklappern, werfen die Arme ineinander und stampfen mit den Füßen unter lautem Jammergeschrei, wobei sie den Kranken mit Wasser begießen. Ist der Tod erfolgt, so wird die Leiche in eine Haut gebunden, über ein Pferd gelegt und zum Begräbnißplatz gebracht. Auf das Grab wird ein Trinkgefäß gestellt, und an einem nahen Baume ein Kleid aufgehängt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 8-9.
Lizenz:
Faksimiles:
8 | 9
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika