[522] Dehnbarkeit und Zähigkeit sind Eigenschaften der Körper, vermöge deren sie in ihrer Gestalt durch äußere Gewalt wesentliche Veränderungen, namentlich Ausdehnungen erleiden können, ohne daß sie zerreißen, brechen und überhaupt ihren Zusammenhang verlieren. Dehnbarkeit ist keineswegs allen Körpern eigen, sondern sie hängt von den verschiedenen Graden des Zusammenhanges ihrer einzelnen Theile und von dem Grade von Wärme und Kälte, von Trockenheit und Feuchtigkeit ab, denen ein Körper ausgesetzt ist. Bei höhern Temperaturen werden viele Körper dehnbar, welche es außerdem nicht sind, wie z.B. Siegellack, Zink und Glas, aus dem man im geschmolzenen Zustande die feinsten Fäden spinnen kann; Feuchtigkeit macht die Thonerden dehnbar, vor allen Körpern zeichnen sich aber durch ihre Dehnbarkeit die Metalle, besonders Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Gold aus und nach Réaumur soll z.B. ein 22 Zoll langes, vergoldetes Silberstäbchen bei Verfertigung der sogenannten lyoner Treffen um das 634,647fache, also zu einem Faden von 1,163,520 F. ausgedehnt worden sein.