Falke

Falke

[3] Falke ist der gemeinschaftliche Name einer Classe von Raubvögeln, welche sich durch einen meist von der Wurzel an gekrümmten Oberschnabel auszeichnet, der an den Seitenrändern einen ausgeschnittenen Zahn hat.

Die Falken haben einen rundlichen Kopf, eine knorpelige, an der scharfen Spitze öfters gespaltene Zunge, Klauen mit stark gekrümmten und spitzen Nägeln und sind kleiner und schwächer als die Adler; die Weibchen sind größer als die Männchen. Sie haben ein ungemein scharfes Gesicht, daher steigen sie hoch in der Luft auf und schießen von hier plötzlich auf ihre Beute herab. Zu den Falken gehören die Weihen, Bussarde, Milane und Habichte. Besonders zu erwähnen ist der Edelfalke oder Beizfalke, den man schon in frühen Zeiten zur Jagd (Beize) abrichtete. Er zeichnet sich durch Klugheit, Gewandtheit, Stärke und Schnelligkeit aus und ist an seinem starken Schnabel, starken Beinen und Klauen und an der Größe der Flügel und der Schwungfedern zu erkennen. Zu den namentlich im Mittelalter so beliebten Falkenbeizen wurden die Falken gezähmt, indem man ihnen die Augen umhüllte und sie hungern ließ. Dann ließ man sie erst an einer am Beine befestigten Schnur aufsteigen; bald aber hatte sich der[3] Falte daran gewöhnt, mit seiner Beute zu seinem Herrn zurückzukehren, er hörte auf seine Lockung. Wenn es zur Jagd ging, trugen die Jäger den Falken auf der Faust, die mit einem Handschuh zum Schutze gegen die Krallen des Falken bedeckt war. Der Kopf des Falken war von einer sogenannten Falkenhaube eingehüllt, die abgehoben wurde, sowie man ein Jagdthier bemerkte. Mit den Falken wurde damals ein großer Handel getrieben; sie gehörten zu den kostbarsten Gegenständen des Luxus. Vornehme Herren hielten eigne Falkenwärter, und besonders schöne und ihren Herren werthe Falken wurden mit kostbaren Halsbändern und Ringen geziert. Am höchsten im Preise standen die seltenen weißen Falken. – Einer der bei uns gemeinen Zugvögel ist der umstehend abgebildete Thurmfalke, welcher einen rostfarbenen Oberleib mit schwarzen Flecken und einen gelblichweißen Unterleib mit braunen Flecken hat. Das Männchen hat einen aschgrauen Kopf und Schwanz und am letztern eine schwarz und weiße Binde, wogegen die Weibchen und die Jungen einen röthlichen, dunkelbraun gefärbten Kopf und einen rothbraunen, schwarz gebänderten Schwanz haben. Auch der Thurmfalke läßt sich zähmen und zur Jagd auf kleinere Thiere abrichten. – Der viel größere Hühnerhabicht hat einen dunkelaschgrauen Oberleib und ist unten weiß und quer schwarzbraun gewellt und gestreift. Auf dem Schwanze sind fünf dunklere Bänder. Über den Augen befindet sich ein langer weißlicher Strich; der Schnabel ist bläulichbraun, die Wachshaut schwärzlichblau, in der Mitte und am. Rande gelblichgrün und die Füße sind schwefelgelb mit schwarzen Klauen. Er macht auf Hühner, Krähen, Tauben, wol auch auf junge Hafen und Hamster Jagd, wird dafür aber oft auch von einem Schwarme Krähen verfolgt. – Noch gehört hierher der Sperber, der oben aschblau, unten weiß und gefleckt ist und im Nacken weiße Flecken hat. An den Wangen und Seiten ist er rostroth mit braunen Wellenlinien. Der Schwanz hat fünf schwärzliche Binden und der Schnabel ist bläulich, nach der Spitze zu schwarz, die Wachshaut grünlichgelb. Er macht auf kleinere Vögel und Säugethiere Jagd, wird von Krähen und andern Vögeln scharenweise verfolgt und läßt sich ebenfalls zur Jagd abrichten.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 3-4.
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