Feige

Feige

[21] Feige nennt man die birnförmigen, bei der Fruchtreife saftig und fleischig gewordenen Fruchtböden des Feigenbaums, welcher aus Asien stammt, aber in Südeuropa häufig angebaut wird und auch in unsern Gärten im freien Lande ausdauert, wenn er nur während des Winters gut bedeckt wird.

Durch die Cultur sind gegen 20 Abänderungen dieses Baumes, der in den warmen Ländern eine ziemliche Höhe erreicht, doch meist strauchartig bleibt, entstanden, die sich durch die geringere oder größere Güte der Feigen unterscheiden. Die Blüten befinden sich im Innern der aus dem Holze der Zweige hervorkommenden Feigen, und zwar entweder nur männlich, oder nur weiblich, oder miteinander gemischt auf einem Individuum. Die in den reisen Feigen befindlichen Nüßchen sind die wahren Früchte. Um das Reisen der Feigen, besonders bei denen, die nur eingeschlechtige Blüten enthalten, zu befördern, wendet man im Oriente ein schon den Alten bekanntes Verfahren, welches Caprificiren genannt wird, an. Man bringt nämlich Zweige von wilden Bäumen, in deren Feigen sich kleine Schlupfwespen befinden, in die Nähe anderer, damit jene Insekten auch diese anstechen, um ihre Eier hineinzulegen, oder man macht Stiche mit zugespitzten Federn hinein, was einen ähnlichen Erfolg hat. Den weichlich süßlichen Geschmack, den unsere frischen Feigen haben, besitzen die der wärmern Gegenden nicht; diese haben einen weit kräftigern und angenehmern Geschmack, der durchs Trocknen noch erhöht wird. Zu den besten im Handel vorkommenden Sorten gehören die smyrnaer, sicil., calabrischen und genueser Feigen. Sie werden in Kisten und Schachteln verpackt. Aus Morea kommen die Feigen von Kalamata, die auf Schilf gereiht werden und den Namen Kranzfeigen erhalten. Ein Kranz enthält immer 100 Stück Diese und andere Sorten sind [21] trockner und minder zuckerhaltig. – Der Feigenkäse wird in Spanien und Portugal bereitet und ist ein Gemisch der reifsten Feigen mit Mandeln, Haselnüssen, Pinien, Pistazien, seinen Kräutern und Gewürzen. Man genießt ihn als Confect. – Der umstehend abgebildete Baum ist der indische Feigenbaum, Bananenbaum, welcher schon den Alten bekannt war und in Ostindien in heiligem Ansehen steht. Derselbe zeichnet sich dadurch aus, daß er Zweige herabsenkt, die in der Erde aufs Neue Wurzeln schlagen und sich so aus ursprünglich einem Stamme allmälig zu einer kleinen Waldung ausbreitet.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 21-22.
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