Gall

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Gall

[136] Gall (Joh. Jos.), Doctor der Medicin, geb. 1758 zu Tiefenbronn im Großherzogthume Baden, studirte in Wien die Arzneiwissenschaft und erwarb sich durch seine Schriften philosophisch-medicinischen Inhalts, am meisten aber durch die von ihm aufgestellte Schädellehre einen ausgebreiteten Ruf.

1. Liebe (Verliebtheit).

2. Fortpflanzungstrieb.

3. Abgeschlossenheit.

4. Anhänglichkeit.

5. Streitsucht.

6. Zerstörungslust.

7. Baulust.

8. Erwerbungslust.

9. Verschlossenheit.

10. Eigenliebe.

11. Freude am Lobe.

12. Vorsicht.

13. Wohlwollen.

14. Verehrung.

15. Hoffnung.

16. Liebe zum Idealen und Wunderbaren

17. Gewissenhaftigkeit.

18. Festigkeit.

19. Bestimmte Eigenheit des Verstandes.

21. Größen- (Höhen-) Sinn.

22. Schwersinn.

23. Farbensinn.

24. Localsinn.

25. Ordnungssinn.

26. Zeitsinn.

27. Zahlensinn.

28. Tonsinn.

29. Sprachsinn.

30. Scharfsinn.

31. Ergründungs-, Erforschungssinn.

32. Witz.

33. Nachahmungssinn.


Nach dieser ist das Gehirn der Hauptsitz der Seele und die Eigenschaften der Seele drücken sich zum Theil schon äußerlich in der Form des Schädels aus, sodaß man aus den Erhöhungen (Organen), welche der menschliche Schädel zeigt, auf die Eigenschaften der Seele des einzelnen Menschen schließen kann. Diese Organe des Gehirns sind nach ihrer gegenseitigen Lage in nachstehenden Umrissen nach G.'s und seiner Schüler (namentlich des Dr. Spurzheim) Lehre angegeben und die Zahlen geben den Nachweis zu den Bedeutungen. G. hielt über seine Lehre mündliche Vorträge in verschiedenen größern Städten und begab sich endlich nach Paris, wo er als praktischer Arzt lebte, Vorlesungen hielt und ein großes medicinisches Werk herausgab. Er starb 1828 auf seinem Landhause Montrouge bei Paris. Selbst angenommen, daß seine Schädellehre, namentlich in der von ihm angegebenen Ausführlichkeit und Beziehung auf einzelne Organe, Täuschung und Erdichtung sei, so ist sie doch immer von historischem Interesse, und G. hat sich durch verschiedene andere, namentlich anatomische Entdeckungen, unleugbare Verdienste erworben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 136-137.
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