Mergel

[117] Mergel wird eine als wichtiges Verbesserungsmittel des Ackerbodens bekannte, zum Theil chemische Mischung von Thon und Kalk genannt, die oft mit Quarzkörnern und Eisentheilen gemengt, bald derb und fest, bald weich und locker und von weißlichem, gelbem, braunem und röthlichem Ansehen in aufgeschwemmtem Lande vorkommt. Der Mergel geht oft zu Tage aus, liegt aber auch mehr und weniger tief und wird echter Mergel genannt, wenn er 2/3 Thon und 1/3 Kalk, Kalkmergel, wenn er über 1/3 Kalk, Thonmergel, wenn über 2/3 Thon oder Lehm, Sandmergel, wenn er über die Hälfte Quarzkörner enthält. Mit Wasser bildet der Mergel keinen Teig, wie der Thon, sondern wird durch Feuchtigkeit lockerer, fühlt sich auch nicht fett und weichlich, sondern mehr rauh und trocken an. Er verbindet die vielfach wohlthätigen Einwirkungen von Kalk und Thon auf die Fruchtbarkeit des Bodens, während, was jene Stoffe auch Nachtheiliges haben können, durch ihre eigenthümliche Verbindung im Mergel aufgehoben wird. Zur Verbesserung der Felder wird Kalk- und Sandmergel auf Thon- und Lehmboden, Thonmergel auf Kalk- und Sandboden gebracht, und je nach örtlichen Verhältnissen bis zu einem Zoll hoch darüber ausgebreitet, was man mergeln nennt. Der aus dem Grunde trocken gelegter Sümpfe oder feuchter Wiesen gegrabene Mergel muß jedoch vor dem Gebrauche erst einige Jahre an der Luft liegen und auswittern. Durch den Mergel wird der im Boden enthaltene noch unvollkommene und daher unlösliche Humus (Dammerde) schnell in einen milden und löslichen verwandelt, folglich den Gewächsen zugänglich gemacht und der Fruchtertrag dadurch bedeutend und auf lange Jahre nachhaltig erhöht, wenn dabei dem gemergelten Boden der verhältnißmäßige Zuschuß an Dünger nicht fehlt. Wo das Letztere aber versäumt wird, zersetzt das Mergeln die vorhandenen nährenden Bestandtheile des Bodens und macht ihn, nachdem diese von den Feldfrüchten verbraucht sind, unfruchtbarer als vorher, wovon der Ausdruck ausmergeln herrührt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 117.
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