Merino

[117] Merino (Geronimo), einer der verwegensten und unermüdlichsten Anführer von Guerrillas (s.d.) während des span. Unabhängigkeitskrieges von 1808–13, aber auch zugleich berüchtigt wegen seiner Roheit und Grausamkeit, heißt in Castilien nur »der Pfarrer von Villoviado«, wo er um 1775 geboren wurde. Von niederer, unbemittelter Herkunft, ließen ihn seine Ältern doch die Schule in Lerma besuchen, wo er auch etwas Latein lernte, was ihm später nach einer halbjährigen weitern Vorbereitung zu der Stelle eines Pfarrers [117] in seinem Geburtsorte verhalf. Dessenungeachtet hütete er nach wie vor mit Flinte, Dolch und Pistolen bewehrt die Woche über die Ziegen im Gebirge und besorgte nur nebenbei an Festtagen den Gottesdienst. Hauptsächlich um persönlich erlittene Unbilden zu rächen, sammelte er 1808 einen Trupp Guerrillas um sich, mit denen er die Franzosen und ihre Anhänger, nach Joseph Bonaparte (s.d.) Josephino's genannt, aufs blutigste verfolgte und durch List, Muth und den Beistand der Bevölkerung stets allen Verfolgungen entging. Über 50 Alkalden oder Ortsvorsteher soll M. während des Unabhängigkeitskriegs wegen Willfährigkeit gegen die Franzosen haben hinrichten lassen, aber auch die eignen Brüder verschonte seine Rachsucht nicht, als er sich in seinem Ansehen durch sie beeinträchtigt glaubte. Nach hergestelltem Frieden von Ferdinand VII. zum Gouverneur von Burgos ernannt, mußte er seiner Roheit wegen diese Stelle nach wenigen Monaten mit der eines Kanonikus von Valencia vertauschen, ward aber auch von hier entfernt, nachdem er in einem Anfall von Zorn eines Tages sämmtliche Kanonici mit der Pistole aus der Kirche gejagt hatte. Er behielt jedoch sein Einkommen und lebte seinen rohen Neigungen auf einem Dorfe bei Vitiovlado, bis er 1821, durch eine constitutionnelle Behörde gereizt, aus einem gleichgültigen Zuschauer ein erbitterter Gegner wurde, mit seinen Guerrillas aber die Feindseligkeiten einstellte, als 1823 die Franzosen in Spanien einrückten, weil er für diese nicht mit fechten mochte. Ferdinand VII. hielt viel auf M., der damals mit ihm nach Madrid kam, bald jedoch auf sein Dorf zur alten Lebensweise zurückkehrte und 1827 nicht zu bewegen war, für die Geistlichkeit und Don Carlos mit den Cataloniern gemeinschaftliche Sache zu machen. In dem von Don Carlos (s.d.) seit 1834 erregten Bürgerkriege hat er jedoch Anfangs von Neuem seinen Namen furchtbar gemacht, scheint aber durch Alter, Krankheit oder Wunden an fortgesetzter Theilnahme gehindert worden zu sein. M. ist klein und hager von Person, hat große, tiefliegende Augen, hohle Schläfe, eine tiefe Stimme und soll weder Wein trinken noch Taback rauchen. Die Befriedigung seiner Rache scheint ihm Alles zu gelten und keine Rücksicht zu kennen, außerdem soll er nur die franz. Partei entschieden hassen und namentlich eher ein Gegner als Freund der Mönche sein.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 117-118.
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