Minen

[146] Minen, zuweilen, und namentlich in Zusammensetzungen, wie Silberminen, Kupferminen u.s.w., mit Bergwerken gleichbedeutend, werden gewöhnlich unterirdische Räume genannt, in welche man Pulver bringt, um durch dessen Entzündung die darüberliegende Erdoberfläche mit den darauf befindlichen Gegenständen in die Luft zu sprengen oder daneben liegende hohle Räume zu verschütten. Schon im Alterthume kannte man eine Art Minen, die aber blos in unterirdischen Gängen bestanden, mittels der man die Mauern einer Feste zu untergraben oder sich einen Weg in dieselbe zu bahnen suchte; die mit Pulver gefüllten Minen sind bei Befestigungen, vorzüglich aber beim Festungskriege, erst seit dem Ende des 15. Jahrh. eingeführt und nach und nach in Bezug auf Anlage und Vorausberechnung der Wirkung vervollkommnet worden. Minenanlagen, welche bei einer Belagerung von Seiten des angreifenden Theils gemacht werden, heißen Angriffsminen; sie bezwecken die Zerstörung der Futtermauern des Grabens, der zugleich damit theilweise ausgefüllt werden soll, die Zerstörung eines Theils der Festungswerke selbst, um dadurch eine Bresche zu öffnen, sowie vorher die Zerstörung der etwa von den Belagerten zur Verstärkung der Vertheidigung und zur Hemmung der Fortschritte des Angriffs angewendeten Verthei digungs-, auch Contre- oder Gegenminen. Während die Angreifenden sich zu diesem Zwecke erst in den Boden eingraben und unterirdische, ungefähr 3 F. weite und 41/2 F. hohe Gänge, Galerien und Minengänge genannt, nach den beabsichtigten Richtungen anlegen müssen, sind dergleichen Galerien bereits vorher rings um die wichtigern Festungen ausgegraben und ausgemauert, von denen aus es leichter ist, den feindlichen Minen entgegenzuarbeiten und unter oder in die Nähe der Belagerungsarbeiten zu gelangen und diese durch Entzündung einer Mine zu zerstören, welcher Theil des Belagerungskriegs überhaupt Minenkrieg heißt. Die Minengänge werden durch Holzverkleidungen gegen das Einsinken der Erde geschützt, und an den Enden desselben befindet sich gewöhnlich seitwärts der Minenofen, die Minen- oder Pulverkammer, d.h. der Ort, wo die zur Wirkung der Mine erfoderliche Pulvermasse, die Minenladung, untergebracht werden soll. Sie wird nach der Seite des Minenganges auf eine verhältnißmäßige Entfernung durch Erdsäcke, Rasenstücke u.s.w. verdämmt, um ihre Wirkung von dort abzuleiten; die Entzündung aber erfolgt mittelst eines 1/41/2 Zoll starken, mit gutem Pulver gefüllten leinenen Schlauches, welcher innerhalb gut ausgepichter Holzröhren aus einiger Entfernung in die Minenladung führt. Der Ort, wo dieses Lauffeuer angezündet wird, was immer auf eine Weise geschieht, welche der anzündenden Person erlaubt, sich vor der Explosion in Sicherheit zu begeben, heißt Minenherd. Mehr vor Feldbefestigungen, als vor Festungen werden sogenannte Flatterminen angelegt, deren Kammer nie tiefer als 10 F. unter der Oberfläche sich befindet und von oben aufgegraben, nach erfolgter Ladung wieder verschüttet und durch ein ins Innere der Schanze geführtes Leitfeuer in dem Augenblicke entzündet wird, wo der stürmende Feind sich darüber befindet. Die Minenarbeit geschieht durch die Mineurs oder Minirer, welche bei größern Heeren eine besondere Abtheilung des Geniecorps (s. Ingenieure) ausmachen und die dabei von Gehülfen unterstützt werden. In kleinern Heeren werden auch die andern Genietruppen, die Pionniere, auf die Minenarbeit eingeübt und der größern Anstelligkeit wegen vorzugsweise Bergleute, Maurer und Zimmerleute dazu genommen. Beim Minenkriege befindet sich der Minirer beständig in der Gefahr, durch die Wirkung einer feindlichen Mine lebendig begraben oder erstickt zu werden, auch muß er stets auf ein etwaiges Zusammentreffen mit feindlichen Minirern und auf einen unterirdischen Kampf mit Säbel und Pistolen gefaßt sein.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 146.
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