Pyrker

[600] Pyrker (Joh. Ladislaus) von Felsö-Eör, röm.-katholischer Erzbischof von Erlau in der heveser Gespanschaft in Oberungarn, ein hochgebildeter Prälat, welcher sich um das [600] Erziehungs- und Unterrichtswesen, sowie um Bildung talentvoller Geistlicher in seinen verschiedenen Wirkungskreisen die anerkanntesten Verdienste erworben hat und einen ausgezeichneten Ruf als epischer Dichter in der deutschen Literatur genießt. Als Sohn eines Gutsverwalters zu Langh in der ungar. Gespanschaft Stuhlweißenburg 1772 geboren, erhielt er bei großen Fähigkeiten eine sorgfältige gelehrte Bildung und sollte nach dem Wunsche seiner Ältern im Staatsdienste sein Fortkommen suchen. Da jedoch dieser Plan nicht alsbald glückte, ging er als Privatsecretair eines Grafen nach Palermo, kehrte jedoch bald zurück und trat 1792 zu Lilienfeld in Unteröstreich in den Cistercienserorden. Nach gemachten theologischen Studien wurde er 1796 Priester, stand nach und nach mehren Verwaltungsstellen jenes Stifts und seit 1807 einer Pfarrei desselben vor, bis er 1811 Prior und 1812 Abt desselben wurde. Seiner Ernennung zum Bischofe von Zips im Jahre 1818 folgte 1820 die zum Patriarchen von Venedig, 1821 die zum wirklichen Geheimrath und 1827 zum Bischof von Erlau, mit welcher Würde die eines Erbobergespans der heveser Gespanschaft verbunden ist. Zu seinem dichterischen Rufe haben ihm die Herausgabe der 1810 begonnenen »Tunisias« (zuerst Wien, 1820; 3. Aufl. 1826), welche Kaiser Karl V. Siegeszug gegen Tunis im J. 1535 feiert und in Hexametern verfaßt ist, die »Perlen der heiligen Vorzeit« (Wien 1823; 2. Aufl. 1826) und die »Rudolfias« (2. Aufl., Wien 1827) verholfen, deren Held Rudolf von Habsburg ist. Gesammelte Werke P.'s sind zu Stuttgart (1831–34) herausgegeben worden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 600-601.
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