Ravaillac

[632] Ravaillac (Franç.), der Mörder König Heinrich IV. von Frankreich, wurde 1578 als Sohn eines Rechtsgelehrten zu Angoulême an der Charente geboren und für den väterlichen Beruf erzogen, den er jedoch aufgab, um in den Orden der Cistercienser, franz. Feuillants, zu treten. Von diesem ward er jedoch nach einiger Zeit wegen seines unwürdigen Lebens wieder ausgestoßen und dann sogar eines Mordes verdächtigt und angeklagt, ohne daß ihm jedoch etwas bewiesen werden konnte. Seinen Unterhalt suchte er sich anfangs mit juristischen Geschäften, dann mit Unterrichtgeben in seiner Vaterstadt zu verdienen, jedoch ohne sich aus beschränkten Verhältnissen herausarbeiten zu können, durch welche seine düstere Gemüthsstimmung fortwährend zunahm. Dazu kam die fanatische Denkungsart R.'s in religiösen Dingen, welche ihn den aufgeklärten und menschenfreundlichen König wegen seines Verhaltens bei den fortdauernden Religionszwisten der Katholischen und Hugenotten als einen Feind der Kirche ansehen ließen, den man nur hassen könne und den zu vertilgen ein Verdienst sei. Von Feinden Heinrich IV. in seiner Verblendung bestärkt, begab er sich wiederholt nach Paris, um den König zu ermorden, was ihm bei seiner dritten Anwesenheit im Mai 1610 auch gelang. In einer engen Straße, wo der Wagen des Königs auf ein Hinderniß stieß und halten mußte, erstach R. Heinrich IV. mit einem Messer. Zwar wurde er sofort festgenommen, allein die Folter vermochte ihn weder zur Angabe seiner Mitschuldigen noch zu eigentlicher Reue wegen seiner Unthat zu bewegen, und R. ward hierauf am 24. Mai lebendig geviertheilt. Auch seine Familie wurde aus Frankreich verbannt und selbst das Haus, worin R geboren worden, der Erde gleich gemacht.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 632.
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