Subject

[325] Subject heißt wörtlich das Untergelegte, daher in der Logik Subject Das genannt wird, was einem Urtheil zu Grunde liegt, also Das, über welches geurtheilt wird. In der Grammatik nennt man dann Subject das Wort, welches den Hauptbegriff in einem Satze bezeichnet. Endlich wird in der Philosophie das Subject dem Object (s.d.) entgegengesetzt und bezeichnet dann stets den bestimmten einzelnen Menschen, für welchen der Gegenstand existirt. Insofern sich der Mensch selbst zum Gegenstande seiner Erkenntniß macht, verhält er sich zugleich als Object und Subject. Wie der Gegenstand zunächst für den Einzelnen ist, so braucht er nicht in Wahrheit zu sein, denn im Irrthum ist der Gegenstand für das Subject ein anderer, als er an sich ist. Die Erkenntniß ist aber darauf gerichtet, es dahin zu bringen, daß der Gegenstand ebenso für das denkende Subject sei, wie er an sich ist. Man spricht daher von einer subjectiven Erkenntniß, einem subjectiven Wissen, welchem man das objective Wissen und Erkennen als das vollkommene entgegensetzt, richtiger aber von einer Einheit der Subjectivität und Objectivität, welche in der vollendeten Erkenntniß stattfinden müsse. In der Kunst kommt es darauf an, Das, was zunächst nur in der Seele des Künstlers existirt, also subjectiv ist, gegenständlich darzustellen, objectiv zu machen, und es ist auch hier wieder Zweck, daß die Subjectivität zur Einheit mit der Objectivität gelange, weil jedes Kunstwerk so lange als ein mislungener Versuch zu betrachten ist, als es dem Künstler nicht gelingt, den Gegenstand, wie er für ihn zunächst subjectiv existirt, völlig zum objectiven Dasein zu bringen. Mit dem Objectiv werden erlangt das Kunstwerk zugleich seine Allgemeingültigkeit und Allgemeinfaßlichkeit, indem es sich von Allem befreit, was es als Eigenthum eines bestimmten einzelnen Subjects kundgeben würde.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 325.
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