[73] Ansteckung, Infektion, Übertragung einer durch belebte, in den Körper eindringende und daselbst sich vermehrende Organismen verursachten Krankheit von einem Individuum auf ein anderes (Infektionskrankheit). A. erfolgt bei unmittelbarer Übertragung der Krankheitserreger von Kranken auf Gesunde (sog. kontagiöse Krankheiten, Syphilis, Tripper, Hundswut), oder die Erreger verlassen den Kranken nicht infektionsfähig, oder sind in der Umgebung (Boden, Wasser, Luft) so verbreitet, daß die vom Kranken ausgeschiedenen Erreger nicht in Betracht kommen (miasmatische Krankheiten: Malaria, Wundstarrkrampf); endlich sind beide Übertragungsweisen möglich (kontagiös-miasmatische Krankheiten: Typhus, Cholera, Diphtherie). Die Übertragung der Erreger erfolgt entweder nur durch direkte Berührung (fixes Kontagium, bei Tripper, Syphilis, Hundswut, Cholera), oder die Erreger gehen in die Luft über (flüchtiges Kontagium, bei Scharlach, Masern, Tuberkulose). Die Ansteckungsgefahr hängt von der Empfänglichkeit des betreffenden Individuums ab und davon, ob der Erreger an eine ganz bestimmte Körperstelle gelangen muß, um die Krankheit zu erzeugen; so entsteht Typhus und Cholera nur, wenn die Erreger in den Darm gelangen, Tuberkulose kann in den Lungen, dem Darm, der Haut und im Urogenitalsystem beginnen. Nicht alle Individuen, die einer A. ausgesetzt sind, erkranken; viele sind unempfänglich, immun. Zwischen A. und Auftreten der ersten Krankheitserscheinungen vergeht bei den verschiedenen Krankheiten eine verschieden lange Zeit, das sog. Inkubationsstadium. Zur Verhütung der A. dienen Isolierung der Erkrankten, energische Desinfektion, in einzelnen Fällen auch Schutzimpfungen, gute Ernährung und zweckmäßiges Leben.