[501] Elektrizität, ursprünglich der Zustand geriebener Körper, in welchem sie leichte Körperchen (Papierschnitzel, Gewebeflocken) anziehen; schon von den Alten am Bernstein (grch. elektron) beobachtet; dann auch diese Anziehungskraft selbst. Der engl. Arzt Gilbert, der den Namen E. einführte, zeigte (1600), daß sehr viele Körper (Glas, Schwefel, Harze, Edelsteine u.a.) durch Reibung diese Kraft erhalten (Reibungs-E.). Später entdeckte man, daß der elektr. Zustand auch durch Spaltung, Druck (s. Piëzo-E.), Erwärmung (s. Pyro-E. und Thermo-E.), durch Berührung zweier verschiedener Metalle sowie durch chem. Prozesse (s. Galvanismus) eintritt. Gray entdeckte 1729 den Unterschied zwischen Leitern und Nichtleitern der E. (s. Leiter). Bald darauf wies Dufay nach, daß die E. einer geriebenen Glasstange sich anders verhalte als die E. einer Harzstange, insofern die E. zweier geriebener Glasstangen sich abstoßen, dagegen die einer Harzstange von der einer Glasstange angezogen wird (positive und negative E.). Ein beliebiger Körper zeigt, gerieben, eine dieser E. Dieses führte zu dem Satze: Gleichnamige E. stoßen sich ab, ungleichnamige ziehen sich an und zwar nach dem Gesetz der umgekehrt quadratischen Wirkung von Coulomb. Zur Feststellung der Art der E. dient das Elektroskop, für die Messung der Stärke das Elektrometer (s.d.). Die Übertragung der E. geschieht sowohl durch direkte Berührung wie durch Fernwirkung (Influenz) und bei Nichtleitern durch diëlektr. Polarisation. Auf der Influenz beruhen die Influenzmaschinen, Leidener Flasche etc. Zur Erregung der E. in größerer Menge dienen die Elektrisiermaschinen. Über das Wesen der E. vgl. Elektromagnetische Lichttheorie, Ionen. [Tafeln: Elektrizität I u. II.]
Auch innerhalb des tierischen Organismus finden ununterbrochen elektr. Vorgänge statt (s. Zitterfische); alle Nerven und Muskeln sind Elektromotoren, von elektr. Strömen durchkreist.