[93] Lungenschwindsucht (Phthisis pulmonum), Bezeichnung verschiedener Krankheitsprozesse, die das Lungengewebe zerstören und dadurch zum Siechtum führen. Meist handelt es sich um die bazilläre oder tuberkulöse L., die Lungentuberkulose, die verbreitetste Krankheit, welche bei weitem den größten Prozentsatz aller Todesursachen ausmacht. Sie wird verursacht durch den von R. Koch 1882 entdeckten Tuberkelbazillus (s. Tuberkulose und Tafel: Bakterien, 8), beginnt meist mit Katarrh der Bronchien und Lungenspitzen (Spitzenkatarrh), der allmählich auf die ganze Lunge übergeht und zur Zerstörung und Vereiterung des Lungengewebes (Kavernenbildung) führt. Die Kranken klagen zunächst über Appetitlosigkeit, Mattigkeit, Nachtschweiße, Husten und Auswurf, der häufig blutige Streifen zeigt, nicht selten wird, bes. bei vorgeschrittener Erkrankung, reines Blut ausgeworfen (Bluthusten). Die Krankheit verläuft meist chronisch, kann aber auch in wenigen Wochen unter hohem Fieber schnell zum Tode führen (galoppierende Schwindsucht). Im Verlaufe der L. entwickelt sich häufig Luftröhren- oder Kehlkopfschwindsucht und Darmschwindsucht. In ihren Anfängen ist die Krankheit durch Abhalten von Schädlichkeiten und Aufenthalt an Luftkurorten heilbar. Der Krankheit bes. ausgesetzt sind von tuberkulösen Eltern stammende Kinder, Arbeiter, deren Beruf schädigend auf die Atmungsorgane wirkt (Steinhauer, Glasschleifer, Zigarrenmacher), und durch andere Krankheiten (Syphilis, Diabetes) geschwächte Personen. Zur Bekämpfung der L. dienen die Lungenheilstätten (s. Volksheilstätten). – Vgl. Jacob und Pannwitz (»Entstehung und Bekämpfung«, 2 Bde., 1901), Schröder und Blumenfeld (»Handbuch der Therapie der chronischen L.«, 1904), Arneth (1905), Aufrecht (1905).