[597] Salpetersäure, wichtige Mineralsäure, kommt in der Natur nur in ihren Salzen vor und wird aus Natriumnitrat durch Destillation mit Schwefelsäure gewonnen; Schwefelsäure von 60° B. liefert eine fast farblose, immer etwas Chlor haltende Säure vom spez. Gewicht 1,40 (65 Proz.); konzentriertere Schwefelsäure gibt eine durch Stickstoffoxyde gelbrot gefärbte (rote, rauchende) Säure vom spez. Gewicht 1,52 und von besonderer Oxydationskraft; aus getrocknetem Salpeter und Schwefelsäure von 66° B. erhält man chemisch reine S., eine an der Luft stark rauchende, wasserhelle, sehr saure Flüssigkeit vom Siedepunkt 86°; sie zersetzt sich beim Stehen teilweise unter Gelbfärbung, wirkt höchst ätzend und oxydierend, mischt sich mit Wasser unter starker Wärmeentwicklung. Eine Säure vom spez. Gewicht 1,32 und 50 – 52 Proz. diente früher zur Trennung von Silber und Gold (Scheidewasser); gegenwärtig wird S. zur Herstellung von chem. Präparaten, zum Ätzen des Stahls, des Kupfers, zum Gelbbrennen des Messings, der Bronze, zur Bereitung der Eisenbeize, zur Herstellung von Nitroglyzerin, Schießbaumwolle benutzt. Eiweißkörper und manche Farbstoffe (Indigo) färbt sie gelb; sie dient daher auch zum Färben von Seide und zu gelbem Ätzdruck; Stärke geht durch sehr verdünnte Salpetersäure in Dextrin über, Zucker wird von konzentrierter zu Oxalsäure oxydiert. Medizinisch wird S., sehr stark verdünnt, als tonisches, rohe und rauchende S. als Ätzmittel verwendet. Die salpetersauren Salze (Nitrate) sind meist in Wasser leicht löslich, beim Erhitzen auf Kohle verpuffen sie. Salpetersäureester (-äther) entstehen aus den betr. Alkoholen bei vorsichtiger Destillation mit S. oder Salpeterschwefelsäure. Die Ester mehrwertiger Alkohole sind sehr explosiv (s. Nitrozellulose, Nitroglyzerin). Salpetersäureanhydrid, sehr zersetzliche Kristalle entsteht aus Silbernitrat durch Chlor, verbindet sich mit Wasser zu S.