[769] Stimme (Vox), die Töne, die im tierischen Organismus beim Durchgang eines kräftigen Luftstroms durch die Stimmritze des Kehlkopfs (s.d.) infolge der dadurch hervorgerufenen Schwingungen der Stimmbänder willkürlich erzeugt werden; ihre Höhe wird durch die Länge und Spannung der Stimmbänder bestimmt (daher Kinder- und Frauen-S. höher als Männer-S.), Das menschliche Stimmorgan ist einer Zungenpfeife vergleichbar, die oberhalb des Kehlkopfes gelegenen Teile, die Mund- und Nasenhöhle, dienen als Schallraum und bewirken in ihrer verschiedenen Stellung die Klangfarbe des Tons. Der Übergang der hohen Kinder-S. in die tiefere des Erwachsenen (Stimmwechsel, Stimmbruch, Mutation) erfolgt während der Pubertät. Stimmlosigkeit (Aphonie) beruht meist auf einer Lähmung der die Stimmbänder spannenden Muskeln. – In der Musik unterscheidet man je nach Höhe oder Tiefe der Tonskala, die eine Sing-S. umfaßt, Sopran oder Diskant, Alt, Tenor und Baß [Tafel: Musik, II 20], innerhalb derselben S. wieder zwei Stimmregister: Brust-S. (s.d.) und Kopf-S. (s. Falsett). In einer mehrstimmigen Instrumentalkomposition heißt S. jede einfach (Flöte, Horn etc.) oder mehrfach (Violine, Kontrabaß etc.) besetzte Partie; ferner nennt man S. oder Seele das kleine, Ober- und Unterdecke des Resonanzbodens der Streichinstrumente verbindende Holzstäbchen. – Vgl. Guttmann, »Die Gymnastik der S.« (6. Aufl. 1902), Barth, »Über die Bildung der menschlichen Stimme« (1904), Imhofer, »Die Krankheiten der Singstimme« (1904); über Hygiene der S. vgl. Mandl (1876), Körner (1899), Bottermund (1904).