Tiere

[838] Tiere, Organismen, die auf ihren niedersten Stufen von den niedersten Stufen der Pflanzen nicht zu trennen sind und hier mit diesen zusammen die Protisten (s.d.) bilden. Die T. sind entweder Einzelwesen, sie sind monozoisch, oder sie bilden Stöcke oder Kormen (s.d.), sie sind polyzoisch. Sie besitzen alle die Fähigkeit willkürlicher Bewegung, sei es im ganzen als Ortsbewegung oder als Bewegung einzelner Teile, und sie besitzen Empfindungsvermögen. Ihr Körper besteht entweder aus einer einzigen Zelle (Protozoen), oder aus mehrern, aus der ursprünglich einfachen Eizelle durch fortgesetzte Teilung hervorgegangene Zellen (Metazoen), die zufolge der Arbeitsteilung meist Partien von verschiedenem anatom. Verhalten und verschiedener physiol. Leistung (verschiedene Gewebe und Organe) bilden. Die Körpergestalt der T. ist [838] entweder unbestimmt und unterliegt individuellen Schwankungen (Amorphozoa, z.B. Schwämme, Amöben), oder sie ist bestimmt und entweder unsymmetrisch oder symmetrisch, und zwar entweder strahlig, radiär (Hohl-T., Stachelhäuter), oder bilateral-symmetrisch (Würmer, Glieder-T., die Mehrzahl der Weichtierordnungen, Wirbel-T.); die radiäre und bilateral-symmetrische Gestalt können kombiniert auftreten (Rippenquallen, unregelmäßige Seeigel). Die maximale Größe der T. schwankt von kaum einigen Tausendsteln Millimeter (Infusorien) bis 30 m (nordischer Finnwal); die kleinsten und die größten Formen finden sich im Wasser. Die Fortpflanzung ist entweder ungeschlechtlich oder geschlechtlich. Erstere beruht auf Teilung, Knospung oder Sprossung; besondere Formen ungeschlechtlicher Fortpflanzung sind Parthenogenesis (s.d.) und Pädogenesis (s.d.). Der geschlechtlichen Fortpflanzung geht eine Begattung voraus, und die T. sind entweder getrenntgeschlechtig oder sie sind Zwitter; aber auch bei diesen letztern scheint Selbstbefruchtung sehr selten zu sein, wenn sie überhaupt vorkommt. Allgemein erscheinen die Nachkommen bei der geschlechtlichen und parthenogenetischen Fortpflanzung in anderer Gestalt, häufig als Eier, und müssen eine oft langwierige und sehr verwickelte Metamorphose (s.d.) durchmachen, bevor sie die Gestalt des Muttertiers erreichen. Bisweilen geschieht das überhaupt nicht, sondern die Enkel gleichen den Großeltern, oder es folgen mehrere unter sich übereinstimmende, aber von den ersten Eltern abweichende Generationen aufeinander. Bei Schmarotzertum und Sessilität kann die Verwandlung auch rückschreitend sein. Der Unterschied der Geschlechter ist oft sehr beträchtlich, und meist sind die männlichen Individuen die bes. ausgezeichneten. Über die Verbreitung der T. s. Tierverbreitung. Mit der Erforschung des Baues der T., ihrer Lebensbedingungen etc. beschäftigt sich die Zoologie (s.d.).

Wer ohne polizeiliche Erlaubnis gefährliche T. hält oder wilde oder bösartige frei herumlaufen läßt, wird mit Geldstrafe bis zu 150 M oder Haft bis zu 6 Wochen bestraft (Deutsches Strafgesetzb. § 367). Wenn durch ein Tier ein Mensch getötet oder verletzt, oder eine Sache beschädigt wird, ist derjenige, welcher das Tier hält, schadenersatzpflichtig (Bürgerl. Gesetzb. § 833).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 838-839.
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