Kosmopolitische Tiere

[528] Kosmopolitische Tiere, Tiere, die über den weitaus größern Teil der Erde verbreitet sind. Die größte Zahl stellen zu den kosmopolitischen Tieren vermöge ihrer Flugfähigkeit unter den Landtieren Fledermäuse, Vögel und Insekten. Von den Vögeln ist z. B. kosmopolitisch verbreitet der Fischadler (Pandion Haliaëtus), der nur in den südlichen gemäßigten Teilen Südamerikas fehlt, die Schleiereule (Strix flammea) und die eine oder andre Art der Wasservögel; unter den Insekten ist ein bekanntes Beispiel der Distelfalter, der sich mit Ausnahme Südamerikas überall findet, selbst auf polynesischen Inseln und Neuseeland. Die Zahl der kosmopolitischen Arten ist eine recht geringe; häufiger sind kosmopolitische Gattungen und kosmopolitische Familien; so ist z. B. die Gattung Drossel (Turdus) über die ganze Erde verbreitet, nur in Neuseeland fehlend; von den Säugetieren kann z. B. kosmopolitisch genannt werden die Gattung Felis, indem sie nur Australien und Polynesien, wenigstens ursprünglich, fehlt. Ein Beispiel kosmopolitischer Familien ist die Fledermausfamilie der Vespertilioniden, die sich auch in der australischen Region findet, der sonstige Säugetiere, mit Ausnahme der Beutler und Kloakentiere, ursprünglich fehlen. Kosmopolitische Vogelfamilien sind z. B. die Eisvögel, die Tauben, die Schwalben, die Rallen, die Schnepfen u. a., am ausgeprägtesten kosmopolitisch sind die Familien der Falken und Eulen, die von der hohen arktischen Zone bis zu den entlegensten ozeanischen Inseln gehen. Von Reptilien sind kosmopolitisch z. B. die Nattern (Colubridae), von Insekten zahlreiche Familien, z. B. die Marienkäferchen, die Wespen, die Ameisen, die Fliegen u. a. Viele Gattungen und besonders auch Arten, die jetzt kosmopolitisch sind, wie z. B. Hund, Schaf, die dem[528] australischen Gebiet fehlten, wurden dies durch den Menschen, der sie als Haustiere einführte. Infolge der Verwilderung bildeten sie später einen integrierenden Bestandteil der Fauna, wie z. B. die halbwilden Pferde Südamerikas, die vielfach auf Inseln eingeführten und verwilderten Ziegen und Schweine, und sind mehrfach zu einer Plage des Menschen geworden, wie die Kaninchen in Australien und der Sperling in Nordamerika. Ebenso verbreitete sich eine Anzahl Tiere ohne Absicht des Menschen durch den Schiffsverkehr über die ganze Erde; so folgten ihm überall hin Hausmaus, Ratte, Stubenfliege, Wanzen, Schaben (Blattiden) und wurden zum Teil selbst auf antarktischen Inseln heimisch; innerhalb des wärmern Gebietes der Erde werden auch Termiten und Geckos auf diese Weise verschleppt. Viele Tiere, für die sich dies heute nicht mehr feststellen läßt, mögen sich in früher Zeit in gleicher Weise ausgebreitet haben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 528-529.
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