Campan, Johanne Louise Henriette

[261] Campan, Johanne Louise Henriette, war am 6. October 1752 in Paris, wo ihr Vater im Ministerium des Auswärtigen die Stelle eines Secretärs bekleidete, geboren, und erhielt daselbst ihre Erziehung. Die Liebenswürdigkeit ihres Charakters[261] und die seltene Fertigkeit, die sie sich in der Kenntniß der neuern Sprachen erworben hatte, verschafften ihr das Amt einer Vorleserin bei den königlichen Prinzessinnen, unter denen namentlich Marie Antoinette sie mit ihrer besondern Gunst beschenkte. Diese ernannte sie zu ihrer ersten Kammerfrau und als solche theilte sie mit rührender Treue und Anhänglichkeit die traurigen Schicksale ihrer Gebieterin bis zu deren Tode. Nach der Revolution errichtete Madame Campan zu St. Germain eine Erziehungsanstalt für Töchter höherer Stände, die sich eines so glücklichen Gedeihens erfreute, daß Napoleon, als er die Ehrenlegion gestiftet hatte, Mad. Campan zur Vorsteherin des für Töchter von Offizieren dieses Ordens zu Ecouen gegründeten Instituts ernannte. Nach der Restauration ward diese Stiftung aufgehoben und Mad. Campan außerdem, wegen der nahen Verwandtschaft, in der sie zu dem unglücklichen Marschall Ney stand, in vielfache Untersuchungen verflochten, die ihr Leben verbittern mußten. Sie starb den 6. März 1822 und hinterließ außer einem geachteten Namen mehre pädagogische Schriften, unter denen hauptsächlich das größere Werk pour l'éducation des filles, auch in's Deutsche übersetzt, zu nennen ist, und schätzbare Memoiren', die namentlich an interessanten Aufschlüssen über das Privatleben der Königin Marie Antoinette reich sind.

X.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 261-262.
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