Erde

[464] Erde, die, ist ein Theil des Sonnensystems und erhält durch die Sonne Licht und Wärme. Sie ist von kugelförmiger Gestalt, an den Polen aber so abgeplattet, daß der Durchmesser zwischen ihnen 1716, der des Aequators dagegen 1720 Meilen lang ist. Der Umfang der Erde beträgt 5400 Meilen, die Oberfläche 9,281,914 Quadrat Meilen. Um dieß genau zu ermitteln, hat man die Erde mathematisch eingetheilt, indem man sie mit Meridianen (s. d.) und Parallelkreisen (s. d.) überzogen hat. Die Bewegung der Erde (s. d:) ist, wie die aller Planeten eine doppelte: um ihre eigne Axe und um die Sonne. So viel von den äußern Verhältnissen dieses Körpers, dessen Entstehung in Dunkel gehüllt ist; unzählige Hypothesen sind darüber aufgestellt worden, keine besteht eine genauere Prüfung, keine genügt allen Erscheinungen, keine erklärt alle Vorgänge.– Noch nirgend sind wir in das Innere der Erde gelangt, die tiefsten Schachten reichen kaum unter die Oberfläche des Meeres;[464] unter den Meeresgrund zu kommen, welcher wohl eine Meile tiefer als sein Spiegel angenommen werden darf, scheint nicht möglich. Wir wissen daher nicht, woraus der Kern der Erde besteht, nur einzelne, zum Theil sehr unhaltbare, Vermuthungen führen zu dem Glauben, daß die Erde in früheren Zeiten eine glühende, flüssige Masse gewesen sei, die sich durch Umschwung gerundet habe, daß ihre Kruste nach und nach erstarrt, erhärtet, erkältet, und endlich bewohnbar geworden, während sie im Innern noch immer glühend, vielleicht flüssig ist. Für diese Annahme sprechen die zahlreichen Vulkane und die heißen Quellen, welche wir über den ganzen Erdboden verbreitet finden, endlich aber auch die an den verschiedensten Orten der Erdoberfläche vorgenommenen Versuche über die Erdwärme, nach welchen es um so wärmer wird, je tiefer man in das Innere der Erde gelangt. Die ältesten Gebilde des Erdkörpers, die sogenannten Urgebirge, hauptsächlich Granit, bilden fast überall die Grundlage der andern Formationen; auf die Urgebirge folgen die Kalk- und auf diese die Flözgebirge; aufgeschwemmtes Land bildet die letzte Stufe. (S. d. A. Gebirge.) Da, wo sich in dem Urgebirge Spalten, Klüfte und Gänge zeigen, hat die Natur dieselben auf mannichfaltige Art, durch Krystalle (s. d.), edles Gestein und Erze (s. d.), ausgefüllt. Ein nie aufhörender Bildungstrieb scheint die ganze ungeheure Kugel zu beseelen, und durch und durch erstreckt sich diese Thätigkeit. An vielen Orten gehen die Metalle gediegen bis zur Oberfläche, und weit unter der Spiegelfläche des Meeres setzt sich, in den Uebergängen zum Thier- und Pflanzenreiche, das organische Leben der Erde fort. Drei mächtige Bestandtheile bilden die Erde als ein zusammenhängendes Ganze, und machen sie für uns bewohnbar: Erde, Meer und Luft. Ueber zwei Drittheile der Fläche unsers Planeten sind mit Wasser bedeckt, und die Luft, die Atmosphäre, umgibt die ganze Kugel in einer mächtigen, wenigstens zehn geographische Meilen dicken Schicht. Unerforscht bleiben wohl für immer die bodenlosen Räume des Meeres, unerreicht ihre Tiefen, unbekannt[465] die meisten Erzeugnisse derselben. Jeder Seefahrer bringt uns neue Fische, noch unbekannte Weichthiere oder Schalthiere von seinen Reisen; die größten kennen wir wahrscheinlich gar nicht, weil sie vermuthlich die Abgründe dieser Wasserwelt bewohnen, vielleicht nie, oder doch sehr selten zur Oberfläche kommen. Gleich unerforscht ist noch der größte Theil der Erde, denn die Welttheile Amerika (s. d.), Afrika (s. d.), Asien (s. d.), und die sämmtlichen größeren Australischen Inseln (s. d.) sind in ihrem Innern fast unbekannt, und eben so unerreicht sind noch die Grenzen der Atmosphäre, in welche man nicht einmal so weit emporgedrungen ist, daß man festen Fußes auf die höchsten Berge gelangen kann. Und so ist denn in der Kenntniß von Luft, Meer und Boden im Allgemeinen noch sehr Wenig gewonnen worden, die Natur aber mit den ewigen, unwandelbaren Gesetzen der Weltordnung läßt die Forschungen der Menschen über die Wunder ihrer Schöpfungen vergessen, deren Bedingungen und Wesenheiten wir eben so wenig, als die des Planeten, den wir bewohnen, jemals ergründen werden.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 464-466.
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