Lais

[260] Lais, eine der berühmtesten Hetären Griechenlands, welche zur Zeit Alexander's des Großen in Korinth (340 vor Chr.) lebte. Apelles sah die aufblühende Schönheit, liebte sie und hauchte die schönen Formen des reizenden Wesens, von denen der klassisch edle Hals von den Zeitgenossen besonders gerühmt wird, den Meistergebilden seines Pinsels ein. Sie war nicht, wie die edlere Aspasia, verheirathet, aber reich an Anbetern, unter welchen die Philosophen nicht die kleinste Zahl ausmachten. Wenn auch Xenokrates und der berühmte Redner Demosthenes unbesiegt blieben, so huldigten ihr doch Aristipp und selbst Diogenes, und ganz Griechenland weihte ihr liebende Anbetung. Sehr Viele wurden erhört, wenn sie vermögend genug waren, um den verschwenderischen Luxus ihres Hauses unterstützen zu können, und das bekannte Sprichwort: »Es ist nicht jeder im Stande, nach Korinth zu reisen« verdankt ihren ungemessenen Ansprüchen die Entstehung. Die wahre Liebe rächte sich an der bis dahin lieblos Liebenden. Ein junger Thessalier ward der Gegenstand ihrer unbegrenzten Leidenschaft, ohne von ihr gerührt zu werden. Sie floh von Korinth in's Lager Alexander's nach Thessalien, um dort den Geliebten zu fesseln und ward dort von den Frauen des Lagers, die eifersüchtig auf die schöne und berühmte Nebenbuhlerin waren, in einen Tempel der Venus gelockt und gesteinigt. Das Heiligthum, wo das schönste Weib seiner Zeit das Leben verlor, führte nach dieser Begebenheit den Namen Tempel der todbringenden Venus.

5.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 260.
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