[273] Montenglaut, Artemisia Henriette von, Artemisia Henriette von, die Tochter eines hannöv. Officiers von Cronstain, geb. 1768 zu Böhme bei Hannover, erhielt ihre Bildung in einer franz. Pensionsanstalt in Holland, und lebte später einige Zeit bei der Markgräfin Aebtissin in Herford. Der Tod ihres Vaters veränderte ihre glänzenden Lebensverhältnisse, und das junge, alle instehende Mädchen sollte[273] frühzeitig den Ernst des Lebens fühlen. Sie ging eine Verbindung mit dem Criminaldirector Consbruch in Herford ein, die aber nach kurzer Zeit getrennt wurde, verlor ihren zweiten Gatten durch den Tod, und vermählte sich nicht lange darnach mit dem emigrirten Baron Pidoux von Montenglaut. Aber auch dieser, von ihr so innig geliebte Gatte, starb 1800 zu Altona in Folge des Heimwehs und des Schreckens über den Verlust seines in einem hamburger Bankerot eingebüßten Vermögens. Noch in demselben Jahre starb ihr einziges Kind, und so stand die junge Frau, deren Vermögen schon früher die franz. Revolution verschlungen hatte, wieder allein in der Welt. Aber die Dichtkunst erschien ihr als Trösterin. Frühere Versuche hatte sie vor der Welt verborgen; jetzt drängte es sie, ihrem Schmerz laute Worte zu geben. Sie lieferte Beiträge in die Erheiterungen und das Morgenblatt; 1814 erschienen ihre gesammelten Poesien unter dem Titel »Herbstblumen,« fanden lebhaften Beifall, und die Dichterin in diesem Ermuthigung zum Weiterstreben. Der neueren Sprachen in hohem Grade kundig, übersetzte Frau v. M. eine bedeutende Reihe englischer und franz. Werke, verfaßte zahlreiche Novellen, Romane, vermischte Aufsätze für Journale, Gelegenheitsgedichte, Reiseskizzen. Auch mehrere dramat. Versuche ihrer Feder wurden veröffentlicht. In den Jahren 1828 und 29 begleitete sie die berühmte Sonntag auf ihren Triumphzügen durch Frankreich und England, privatisirte einige Zeit in Braunschweig, und lebt gegenwärtig abwechselnd in Prag und auf einem böhmischen Gute bei einer befreundeten Familie. Am bedeutendsten ist diese Schriftstellerin in der Novelle; Lebenserfahrung, vielseitige Bildung, zarter, weiblicher Tact unterstützen ihre Darstellung; sie hat das weibliche Herz studirt, sie schildert den Frauencharakter in Luft und Schmerz mit innigen Farben und sicherer Haltung. Ihr Styl ist geschmackvoll und correct, ihre Erfindungsgabe ungewöhnlich reich.
A.
Brockhaus-1809: Artemisia [2] · Artemisia
Brockhaus-1911: Artemisia [2] · Artemisia
DamenConvLex-1834: Artemisia
Heiligenlexikon-1858: Artemisia
Herder-1854: Artemisia [2] · Artemisia [1]
Meyers-1905: Artemisĭa [2] · Artemisĭa [1]
Pataky-1898: Montenglaut, Artemisia Henr. Marianne von
Pierer-1857: Montenglaut · Artemisĭa [3] · Artemisĭa [1] · Artemisĭa [2]