Petrarca, Francesco

[182] Petrarca, Francesco, dieser ausgezeichnete ital. Dichter und Gelehrte, geb. am 4., nach Anderen am 20. Juli 1304 zu Arezzo in Toscana, studirte zu Montpellier und Bologna die Rechte, beschäftigte sich aber nebenbei, gegen den Willen seines Vaters, mit den alten Klassikern. Als dieser starb, entsagte er der Jurisprudenz ganz, ging nach Avignon und trat 1326 in den geistlichen[182] Stand. Sein durchgebildeter Verstand, seine Beredsamkeit und sein glänzendes Talent verschafften ihm bald einen Ruf, und, eine überaus schöne Gestalt, auch die Gunst der Frauen. Obschon an amtliche Geschäfte gebunden, überließ er sich doch dem freien, schöpferischen Walten seines Genius, opferte den Kunsten und Wissenschaften, zog von Ort zu Ort, durchschwärmte Frankreich, Deutschland und die Niederlande, umschiffte Spanien und hielt sich längere Zeit in England auf. Seine große Gelehrsamkeit und seine Weltbildung machten ihn zum vertrauten Freunde der Fürsten, und namentlich Kaiser Karl IV. schenkte ihm seine Zuneigung. Trotz dieses unstäten Lebens baute P. mit unermüdlichem Eifer die Wissenschaften an, gab, durch Boccaccio unterstützt, die alten Klassiker heraus, weckte dadurch bei seinen Zeitgenossen den Geschmack für alles Edle und Schöne, schuf damals sein Heldengedicht »Afrika« und ward dafür 1341 auf dem Capitol zum Dichter gekrönt. Von da an ward man auch auf seine italienischen Gedichte aufmerksam; aber den mächtigsten Impuls, die tiefsten Empfindungen seines poetisch-bewegten Herzens ausklingen zu lassen, gab seine glühende Leidenschaft für die schöne Laura (s. d.). Dieser wunderbaren, fast mährchenhaften Liebe, verdanken wir jene Sonette, Canzonen und Sestinen, die an Schmelz der Sprache, an wehmuthvoller Innigkeit der Empfindung und Zartheit des Gedankens Alles übertreffen, was je in der Begeisterung einer träumerisch-stillen Liebe gedichtet wurde. Durch sie ward er der erste aller Dichter der Liebe. Erinnern auch einzelne Wendungen und Ausdrücke an sein noch nicht zur kristallenen Form der Schönheit ausgebildetes Zeitalter, so stehen diese Sonette als Ganzes, dennoch als eines der größten Meisterstücke lyrischer Poesie da. Seine Liebe zu Laura, die in ihrer schwärmerischen Eigenthümlichkeit eine rein geistige blieb, verhinderte den Dichter nicht, andere zärtliche Verhältnisse anzuknüpfen, aus denen ihm ein Sohn und eine Tochter erwuchsen. Ersterer starb 1361 an der Pest, Letztere heirathete einen Edelmann. Als[183] aber Laura starb, da bemächtigte sich seiner der tiefste Seelenschmerz. Noch tönten seine Lieder, die Angebetete zu feiern, als er jedoch alter ward, wurde er eigensinnig und ein Verächter der Weiber. Nur die Liebe zu den Wissenschaften und ein frommer, religiöser Sinn begleiteten ihn bis an seinen Tod, der am 18. Juli Nachts 1374 auf einem Dorfe Arqua bei Padua erfolgte. Man fand ihn früh todt in seiner Bibliothek, das Haupt auf den Homer gesenkt. Sein Leichnam wurde, ungeachtet er es verboten, unter einer glänzenden Begleitung zu Arqua feierlich beigesetzt. Den reichhaltigsten Aufschluß über P's Leben gibt sein Biograph, der Abbé Sade; die vollständigste biblioteca Petrarchesca, 900 Bände, hat der Professor Marsand in Padua gesammelt und befindet sich seit 1829 im Louvre zu Paris. Die beste deutsche Uebersetzung seiner Gedichte erschien von K. Förster (2. Aufl., Leipzig 1833).

W.....m.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 182-184.
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