[408] Richard Löwenherz. In jenem glänzenden Turniere, welches uns Walter Scott im ersten Bande des »Ivanhoe« schildert, als Ivanhoe schon den Angriffen des Tempelritters unterliegen will, erscheint plötzlich ein unbekannter Ritter auf dem Kampfplatze und schlägt in wenig Augenblicken den furchtbaren Feind zu Boden. Dieß war R., der Bayard der Briten, vielfach gepriesen als Ideal aller Chevalereskerie. Zu Oxford 1157 geb., zweiter Sohn Heinrich's 11., Königs von England, empörte er sich zweimal gegen seinen Vater, der sich seiner Verlobung mit der franz. Prinzessin Alice widersetzte, erhielt aber 1189, da unterdessen auch sein älterer Bruder gestorben, die Krone. Doch belastet von dem Fluche des sterbenden Vaters, nahm er das Kreuz und eröffnete zugleich mit dem Könige von Frankreich, Philipp August, den dritten Kreuzzug. Hier nun beginnen die fabelhaften Heldenthaten, die ihm den Beinamen eines Löwenherz erwarben. Er befreit seine Schwester Mathilde aus den Händen Tankred's, erobert nach einem fürchterlichen Kampfe Acre, den Schlüssel des gelobten Landes (vergl. Scott's »Talisman«), schließt mit Sultan Saladin einen dreijährigen Waffenstillstand, und fällt auf seiner Rückreise in die Gefangenschaft des Herzogs Leopold von Oestreich, welchen er in Palästina beleidigt hatte. Mit diesem Ereignisse beginnt Gretry's liebliche Oper, in der R's Minstrel, Blondel (s. d.), der ihn befreiet aus des Kerkers Nacht, in so rührenden Tönen (o Richard mon roi, l'univers t'abandonne!«) seine unwandelbare Treue für den königl. Herrn ausspricht. Seinem Volke wiedergegeben, doch mehr Abenteurer als König seine große Kraft in kleinlichen Privatfehden zersplitternd, fiel R. bei der Belagerung von Chaluz am 6. April 1199.
r.