[133] Schöpfung. Nenne sie auch Weltall und Natur, gleichgroß und unendlich erscheint sie, da sie über die Grenzen des Raums und der Zeit hinausgeht. Sie umfaßt den Erdkörper und das Baumblatt. Wie Gott von Ewigkeit her war, so hat sie begonnen, und wie er in Ewigkeit sein wird, so dauert sie fort. Alles, was in ihr ist, kommt von dem Wesen aller Wesen, was wäre da verächtlich und klein? In dem Bauplane der Vorsehung herrscht keine Unbestimmtheit und Zwecklosigkeit. Nach Uebereinstimmung und Ordnung ist Alles ausgeführt. Nur in einem scheinbaren Stillstande zeigt sich die Schöpfung, denn in ihr waltet eine gleiche und fortgesetzte Bewegung. Ihre Frühlinge kommen in Strömen von Düften. Ihre Sommerfeuer nahen in nieder fahrenden Blitzen. Ihre Nächte und Schauertage ziehen heran mit eilenden Nebeln und brausenden Stürmen. Und in jeder Bewegung geht auch der Allmächtige vorüber. Alle Klänge der Welten hallen seinen Namen wieder. Alle Flammen der Sterne leuchten zu seinem Ruhme. Der Allliebende blickt mit Sonnenaugen der Huld auf die unermeßliche Zahl seiner Geschöpfe. Allen gab er, was sie brauchen, grüne Auen und klare Wogen, wärmende Strahlen und kühlende Lüfte. Keine Vorliebe ertheilte irgend wo eine Gunst, und keine Nachlässigkeit versäumte ein Leben. Alle Wesen und Geschaffene erheben sich nur von Stufe zu Stufe der Vollendung näher. Wie kann ein Werk der ewigen Weisheit und Gute, das Körper und Geister, Erde und Himmel in sich begreift, je zerfallen und vergehen?
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