Mars

[1523] MARS, Martis, Gr. Ἄρης, εως, ( Tab. X. & XII.)

1 §. Namen. Den lateinischen Namen dieses Gottes führen einige von Mas, maris, her, weil das Mannsvolk eigentlich zum Kriege erfordert werde; oder auch von dem sabinischen Worte Mamers, welches mit Mars einerley ist, und mithin nur durch Ausstoßung kürzer gemacht zu seyn scheint. Varro de L. L. l. IV. c. 10. Allein, andere gehen damit aufs griechische Ἄρης, zu welchem, nach Art der Phrygier, von denen die Römer abstammeten, das M gesetzet worden. Voss. Theol. gent. l. II. c. 33. Einige holen ihn aus dem ebräischen maraz, stark, mächtig gewesen, oder auch aus mechares, verderbend, zerstörend, und leiten von solchem unmittelbar das Wort Mars her. Id. ib. c. 13. Wie aber die lateinische am wahrscheinlichsten von Mamers herkömmt; also ist auch wohl die griechische zu weit [1523] gesucht, wenn sie bald vom ebräischen haras, zerstören, bald von ariz, erschrecklich, Voss. l. c. Cf. Etymol. ej. in Martius, s. p. 362. bald von hari, ein Gebirger, hergeleitet wird, Cleric. ad Hes. Theog. v. 922. Jedoch sind auch die griechischen Ableitungen von αἴρω, ich hebe auf, oder ἀρα, der Schaden, u.d.g. nicht viel besser. Phurnut. de N.D. c. 21. & ad eum Thom. Gale l. c.

2 §. Aeltern. Nach gemeinster Meynung waren diese Jupiter und Juno. Hesiod. Theog. v. 921. Apollod. l. I. c. 3. §. 1. & ad eum Th. Gale l. c. itemque Hygin. Præf. p. 12. Jedoch wollen auch einige, es habe ihn Juno allein, ohne Jupiters Zuthun, gebohren, indem sie diesem nichts nachgeben wollen, als er die Minerva allein aus seinem Kopfe hervor gebracht. Er wurde also bloß durch Berührung einer Bluhme empfangen, die ihr die Göttinn Flora dargereichet. Ovid. Fast. V. v. 229. & ad eum Neapol. l. c. Diese Fabel soll aber nur von den lateinischen Dichtern herrühren. Ban. Erläut. der Götterl. III B. 269 S. Noch andere machen zwar den Jupiter zu seinem Vater, geben ihm aber die Enyo zur Mutter. Ap. Phurnut. de N.D. c. 21. itemque Eustath. ap. Thom. Gale ad Phurnut. l. c.

3 §. Vaterland und Auferziehung. Jenes war Thracien, Ovid. Fast. V. v. 257. und die, welche ihn auferzog, hieß Thero. Pausan. Lacon. c. 19. p. 199. Dieß schicket sich sehr wohl für ihn, weil sie ihrem Namen nach so viel, als die Wildheit bedeutet. Nat. Com. l. II. c. 7. Jedoch giebt man auch vor, Juno habe ihn dem Priapus zur Erziehung anvertrauet, welcher einer von den Titanen oder idäischen Daktylen gewesen. Dieser machete ihn zu allen Leibesübungen geschickt und vornehmlich zu einem vollkommenen Tänzer, ehe er die Waffen führen lernete. Lucian. de saltat. p. 793. T. I. Opp.

4 §. Wesen und Thaten. Man verehrete ihn als den Gott des Krieges. Suid. ap. Th. Gale ad Phurnut. de N.D. c. 21. Er soll zuerst Waffen zu schmieden, und die Menschen zu bewehren, sodann ordentlich mit einander zu fechten gewiesen, [1524] dabey aber auch die, welche den Göttern entgegen gewesen, hingerichtet haben. Diod. Sic. l. V. c. 74. p. 235. In dem Kriege der Götter mit den Riesen griff er diese zuerst an und erlegete den Pelorus und Mimas, Claudian. Gigantomach. v. 75. Hingegen mußte er hernachmals vor dem Typhöus mit den andern fliehen; und, damit er von ihm nicht ertappet würde, so verwandelte er sich in einen Fisch. Nicand. ap. Ant. Liberal. c. 28. Bey einem andern Gefechte aber wurde er vom Otus und Ephialtes ergriffen, und dreyzehn Monate lang in ein ehernes Gefängniß, oder auch in ein Faß, welches annoch am Himmel auf der Schlange, als ein Becher, zu sehen, gefangen geleget. Sie würden ihn auch nicht wieder losgelassen haben, wo nicht Eriböa seinen Aufenthalt dem Mercurius verrathen, und dieser ihn denselben wieder gestohlen hätte. Homer. Il Ε. v. 385. & Hygin. Astron. l. II. c. 40. Nicht minder brachte ihm Diomedes, unter der Minerva Anführung, vor Troja in ihrem Gefechte mit einander eine solche Wunde in dem Bauche bey, daß er schrye, als sonst neun bis zehn tausend Menschen zusammen in der Schlacht nicht thun können, und, da er sich deshalber bey dem Jupiter beklagete, bekam er noch einen Verweis darzu: jedoch mußte ihn Päon auch wieder heilen, wobey ihn seine Schwester Hebe wusch, und ihm sonst alle Dienste erwies. Homer. Il. Ε. v. 855. Als er mit dem Herkules deswegen zusammen gehen wollte, daß solcher dessen Sohn, den Cyknus, erleget hatte, so schlug Jupiter mit dem Blitze zwischen sie, und brachte sie also von einander. Hygin. Fab. 31. Dagegen machte er den Halirrhothius, Neptuns Sohn, nieder, als solcher seiner Tochter, der Alcippe, Gewalt anthun wollte; und, da er deswegen vor dem Gerichte der zwölf großen Götter von dem Neptun verklaget wurde, so sprachen ihn solche frey und los. Apollod. l. III. c. 13. §. 2. Zu Gefährten bey seinen Unternehmungen hatte er seine Kinder Dimus und Phobus, Schrecken und Furcht, welche seine Pferde antrieben: Hesiod. sc. [1525] Herc. 195. & 463. Doch nennen einige die Pferde selbst so. Hom. Il. Ο. 119. Schol. ad Hom. Il. Δ. 440. Val. Flacc. III. 98. Seine Waffen waren ordentlich ein Helm, Schild und Spieß Hom. l. c. 125. Doch giebt man ihm auch zuweilen einen Degen. Hes. l. c. 193. 456. Mit dieser vierfachen Rüstung sieht man ihn auch auf einem geschnittenen Steine, da er sonst nur mit einigen Stücken derselben erscheint. Beger. Thes. Brand. T. I. p. 48.

5 §. Gemahlinn, Buhlschaften und Kinder. Ob er jemals eine rechte Gemahlinn gehabt, wird fast gezweifelt, jedoch geben einige noch die Neriene dafür an. Plaut. Truculent. Act. Il. Scen. 6. v. 34. itemque Porphyrio, Mart. Capella & alii ap. Gyrald. Synt X. p. 320. Er scheint aber doch wenigstens keine Kinder mit ihr gezeuget zu haben. Dagegen gieng er dem Vulcan fleißig ins Gehege, und zeugete mit dessen Gemahlinn, der Venus, die Harmonia und Formido, Hygin. Præf. p. 13. wofern man nicht lieber den Cupido oder Anteros dafür annehmen will. Cic. de N.D. l. III. c. 23. p. 1199. Jedoch sollen auch Dimus und Phobus, Schrecken und Furcht, seine Kinder von der Venus gewesen seyn. Hes. Theog. 934. Didym. ad Hom. Il. Δ. 440. Endlich wurde er darüber ertappet, und mit sammt der Venus, in einem diamantenen Netze verwickelt und also von der Sonne allen Göttern zu ihrer beyder größtem Spotte gezeiget. Ovid. Met. IV. v. 171. & Homer. Od. Ο. v. 277. Man sieht diese Entdeckung noch auf zwo erhobenen Arbeiten, auf deren erstern das liebe Paar beym Jupiter in Gegenwart vieler Götter verklaget wird. Sie sitzen beyde in sehr wohlanständiger Stellung neben einander auf einem Stuhle. Venus wendet das Gesicht weg von dem vor ihr sitzenden Jupiter, und Mars hängt den Kopf nieder, den er noch mit der rechten Hand stützet, indem Vulcan die Decke oder das Netz von ihnen aufhebt und sie dem Jupiter zeiget. Auf der andern wohnet dieser richterlichen Handlung auch noch Cybele sitzend bey. Winkelm. Monum. ant. 27. 28. p. 34. Indessen zeugete er auch [1526] noch mit der Asterope den Oenomaus; mit der Celäno den Lykus; mit der Cyrene den Diomedes; mit der Astyoche den Jalmenus und Askalaphus; Hygin. Fab. 159. & ad eum Munck l. c. mit der Otreira die Hippolyta; Idem Fab. 30. mit der Chrysa den Phlegyas, Apollod. L. III. c. 5. §. 5. mit der Bistonis, einer Nymphe, den Thereus; mit der Meroe den Parthaon; mit der Hebe den Zesius; mit der Thebe die Evadne; mit der Rhea Silvia den Romulus und Remus; Boccacc. l. IX. c. 8. 11. 24. 36. 40. mit der Seta den Bithynes; mit der Menalippe den Parthenopäus; mit der Kritobule den Pangäus; mit der Helice den Strymon; mit der Theogone den Tmolus, und mit noch andern den Bisto, Pylus, Molus, Thestius, Chalybes, Oxylus, Sithon, Evenus, und andere mehr. Nat. Com. l. II c. 7. p. 158.

6 §. Verehrung. Diese erwiesen ihm ehemals die Scythen auf eine besondere Art. Sie führeten Reisigbündel auf einen Haufen zusammen, welcher drey Stadien breit und lang, aber nicht so hoch war. Auf diese Erhöhung stellete ein jeder einen alten Säbel, als das Bild des Mars, welchem sie jährliche Opfer von Pferden und Viehe brachten, und mehr als allen andern Göttern. Macheten sie Gefangene, so opferten sie ihm von hundert Mann einen. Herodot. IV. Melpom. sect. 62. Es verehreten ihn auch die Thracier. Lycophr. v. 397. & ad eum Tzetz. l. c. Desgleichen sollen ihn die Gallier und Deutsche. I. Cæs. de B. G. l. VI. c. 17. Tacit. de mor. Ger. c. 9. ja, alle celtische Völker durch ganz Europa, und zwar zuweilen mit Menschenopfern verehret haben. Pellout. Hist. des Celt. T. II. p. 125. Es ist aber kaum zu glauben, daß ihr Kriegesgott der Griechen und Römer Mars gewesen. Ib. p. 131. Bey diesen war indessen sein Dienst weit ausgebreitet, zumal da die Römer glaubeten, daß er des Romulus und Remus, und also ihrer ersten eigentlichen Stifter, Vater gewesen sey. Rosin. A. R. l. II. c. 10. Er hatte daher denn nicht nur in der I, V, VIII und IX Region seine Tempel; Panvin. ap.[1527] eumd. l. I. c. 13. sondern es war ihm auch das ganze Marsfeld gewidmet. Livius l. II. c. 5. Hiernächst hatte er seine Flamines, imgleichen das ganze von dem Numa eingeführte Collegium der Salier zu seinem Dienste. Id. ib. c. 20. Den 12ten May wie auch den 1ten August wurden ihm seine Spiele gehalten. Dio ap. Rosin. lib. V. c. 16. Dabey waren ihm das Feuer, die Soldaten und Fechter, die Pferde, dergleichen ihm auch zu Rom allemal den 15ten October geopfert wurden, die Stoßvögel, die Geyer, die Hähne, die Spechte, das Gras und dergleichen geweihet. Voss. Theol. gent. l. IX. c. 20. So wurden ihm auch die Souvetaurilia gebracht, Livius l. VIII. c. 10. und Ochsen geopfert. Id. l. VII. c. 37. Nicht weniger sollen ihn die Aegyptier verehret haben, wo man sein Fest zu Papremis jährlich mit einer Schlägerey begieng. Den Tag vorher gegen Sonnen Untergang beschäfftigten sich einige wenige Priester desselben mit ihm in seinem eigenen Tempel. Die andern versahen sich mit Knütteln und stelleten sich an den Eingang eines andern, wohin er sollte gebracht werden. Zugleich traten auch die Verehrer desselben zusammen, und rüsteten sich ebenfalls mit Stöcken. Den folgenden Tag zogen denn die Priester das Bild, welches in einer kleinen hölzernen und übergoldeten Kapelle stund, auf einem Wagen mit vier Rädern nach besagtem Tempel. Die, welche in den Vorhöfen stunden, wollten sie nicht hinein lassen. Darauf kamen die Verehrer des Mars, mehr als tausend, demselben zu Hülfe, und nun gieng das Prügeln auf das heftigste an, bis sie ihn hindurch brachten. Gleichwohl soll niemand jemals dabey seyn erschlagen worden. Diese seltsame Gewohnheit soll daher entsprungen seyn, daß Mars, nachdem er zu seinen männlichen Jahren gekommen, seiner Mutter, die sich in diesem Tempel aufgehalten, habe beywohnen wollen. Weil er nun auswärtig erzogen und die Bedienten ihn niemals gesehen, so hätten sie ihn nicht hinein lassen wollen. Darauf hätte er [1528] denn Leute aus der Stadt zu sich genommen, und wäre mit Gewalt hindurch gedrungen. Herodot. II. Euterp. sect. 63, 64.

7 §. Bildung. Wie bey den Scythen Säbel und Zelte ihren Kriegsgott vorstellen mußten: Pomp. Mel. l. IV. c. 1. l. 123. so thaten solches in alten Zeiten bey den Römern Spieße Clem Alex. coh ad gent. p. 41. Arnob. adv. gent. l. VI. Nach der Zeit bildete man ihn menschlicher; und zwar in einer vollkommenen männlichen Jugend, an dessen Leibe, wie in allen Götterbildnissen, weder Nerven noch Adern sichtbar sind. Die schönsten alten Denkmaale, dies man noch von ihm hat, zeigen ihn in einem Jünglingsalter, und im ruhigen Stande und keiner heftigen Handlung. Als ein solcher junger Held findet er sich auch vielfältig auf Münzen und geschnittenen Steinen. Winkelm Gesch. der Kunst, 160 S. Gleichwohl will man, daß er als eine grimmige Manns. person vorgestellet werde, die mit einem Panzer, Helme und andern Waffen gerüstet ist, einen Dolch an ders Seite trägt, in der Hand aber eines Peitsche führet, und auf einem Wagens fährt, der von zweyen muthigen Pferden gezogen wird. Albric. de imag. Deor. c. 3. Man findet ihn aber auf einigen Münzen verschiedener Familien auch auf einem vierspännigen Wagen mit Spieße und Schilde gerüstet und einer Trophäe hinter sich, fahren. Beger. Thes. Brand. T. II. p. 529. Haverc. Thes. Morell. I. I. p. 1. & 358. Dabey soll er eine breite Brust, dergleichen Schultern, und ein rothes Gesicht haben. Seneca & Porphyr. ap. Voss. Theol gent. l. IX. c. 20. Den Wagen regierete statt des Fuhrmannes, Bellona mit einer blutigen Peitsche. Stat. Theb. VII. 72. Vor ihm her lief die Zwietracht, oder Eris, und hinter ihm drein folgeten Geschrey und Zorn. Pomey Panth. p. 61. Chartar. Imag. 62. Man findet ihn auch wohl mit einem Schilde und Spieße bewehret, über welchem der Sieg hinauf zu fliegen scheint. Nat. Com. p. 82. Ed. Pat. Zuweilen sitzt er zu Pferde mit einer Peitsche in der [1529] einen, und dem Spieße in der andern Hand, und hat einen Hahn neben sich. Kipping Ant R. l. I. c. 7. §. 3. Auf den Münzen und geschnittenen Steinen ist er meistens nackend, nur mit dem Helme bedecket und ohne Bart. Montfauc. Ant. expl. T. I. pl. 66, 67. So sieht man ihn mit dem Spieße und Schilde auf einer Münze des K. Antonin des Frommen von oben herunter steigen, und auf ein an der Erde liegendes Frauenzimmer zugehen, welches man für die Rhea Silvia hält. Angeloni hist. aug. p. 156. Begeri Florus p. 12. Eben diese Vorstellung hat man auch auf einer schönen Gemme, wo sich noch über dem Kopfe der Rhea ein Amor mit einer angezündeten Fackel zeiget, die er dem Mars zuzutragen scheint. Borioni collect. antiq. t. 58. p. 42. Den bärtigen Mars, der zuweilen auf Münzen und Gemmen vorkömmt, will man lieber für der Griechen Enyalios halten, der von dem obern Mars unterschieden, und nur als dessen Gehülfe anzusehen ist. Winkelm. am ang. O. 160 S. Man hat wenig Bildsäulen von ihm: jedoch findet man unter denselben eine sehr sonderbare, wo er in einem Kriegeskleide mit Köcher und Bogen versehen ist, auf dem Helme einen Wolf hat, das Schwert an der Seite trägt und einen Löwen mit einem Mannsgesichte und einer Löwinn mit einem Frauengesichte an einer Kuppel führet. Montfauc. supplem. T. I. pl. 36. n. 4. An einer andern hat er einen Ring an dem rechten Fuße, weil man ihn zuweilen mit Fesseln belegete. Winkelm. Alleg. 42 S. Ej. Monum. ant. p. 33. Dergleichen Bildsäule hatte man zu Sparta, welche bey den Lacedämoniern eben das anzeigen sollte, was die unbeflügelte Siegesgöttinn bey den Atheniensern, nämlich, daß beyde niemals von ihnen weichen sollten. Pausan. Lacon. c. 15. p. 189. Es finden sich noch viele andere Vorstellungen von ihm auf den Gemmen. Lipperts Dactyl. I Taus. 130 u. ff S.

8 §. Beynamen. Nach diesen heißt er


Alloprosallus,Aphnæus,Bisultor,

Communis,Enyalius,Gradivus,

[1530] Gynæcothoeas,Mamers,Marmessus,

Mavors,Salisubsultus,Theritas,


Vltor, u.s.f. welche denn insgesammt an ihren Orten nachzusehen.

9 §. Eigentliche Historie. Es werden nicht unwahrscheinlich drey dergleichen in der etwas sicheren Historie gefunden, nämlich der assyrische, welcher Nimrod, Belus, Ninus oder Thurras gewesen; der griechische oder thracische, der zu den Zeiten Mosis gelebet; und der römische, der zu des Usias Zeiten, oder ums Jahr der Welt 3170 lebete, an sich aber nichts, als ein Soldat, oder auch Priester des Mars, wo nicht der König Amulius selbst gewesen, und daher eigentlich für keinen der Götter gehalten werden kann. Voss. Theol. gent. l. I. c. 16. Da der assyrische auch nicht allzu bekannt ist, so bleibt der thracische bey nahe im Besitze alles dessen, was insonderheit von solchem Gotte gesaget wird. Man hält aber denselben für einen tapfern Prinzen in Thracien, welcher insonderheit den Gebrauch der Waffen und andere zum Kriege gehörige Dinge erfunden hat. Banier Entret. VII. ou P. I. p. 219.

10 §. Anderweitige Deutung. Dieser nach ist er nichts, als der Krieg selbst. Heraclid. Allegor. Homer. p. 450. Er hat die Juno, die Göttinn des Reichthums, zur Mutter, weil der Krieg meist um dieses willen zu entstehen pflegt. Seine Amme ist die Thero oder die Wildheit, weil sich dergleichen insonderheit im Kriege äußert; sein Vaterland ist Thracien, weil dessen Einwohner ehemals insonderheit den Krieg liebeten, und seine Bildung, Pferde, Begleiter u.d.g. geben nichts, als die Eigenschaften, oder Wirkungen des Krieges, zu verstehen. Nat Com. l. II. c. 7. Omeis Mythol. p. 148. Daß ihn aber der hinkende Vulkan mit seinem Netze bestrickte, bemerket, daß Soldaten, die sich der Wollust ergeben, auch von einem geringen Feinde bezwungen werden können, und was dergleichen mehr ist. Masen. Spec. Ver. occ. c. 22. n. 15.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1523-1531.
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