Mars

Mars

[66] Mars oder Mavors, bei den Griechen Ares, wurde von den Alten als der Gott des wilden Kriegs und der [66] Schlachten verehrt und als Freund von Zwietracht und Blutvergießen der weisen Minerva (s.d.), der Göttin der Helden, entgegengesetzt.

Man dachte sich ihn als einen Sohn des Jupiter und der Juno, die ihn jedoch nach Andern blos in Folge der Berührung einer Blume geboren haben sollte. Ungeachtet der hohen Begriffe der Alten von der Gewalt und Furchtbarkeit des Mars, läßt ihn die Sage doch vor Troja, wo er gegen die Griechen kämpfte, verwundet werden, daß er gleich zehntausend Männern schrie, und durch die Tapferkeit und Weisheit vereinigende, ihm daher überlegene Minerva mit einem Grenzsteine zu Boden werfen, wobei er sieben Hufen Landes bedeckt haben soll. Die Venus gebar von ihm den Phobos und Deimos, d.h. Furcht und Schrecken, welche die Rosse an seinen Streitwagen spannten, jedoch später auch die Harmonie oder Eintracht. Bei den Römern galt er ferner als Vater des Romulus und Remus, daher zugleich als Stifter und Schutzgott ihres Volks, und in Rom waren ihm mehre Tempel und ein großer Platz, das Marsfeld, der geräumigste Versammlungsort des Volks, gewidmet; besondere Priester, Salier genannt, begingen zu Anfang des nach ihm genannten Monat März und im Oct. seine Feste mit Tanz, Gesang und feierlichen Umzügen, bei denen sie mit Harnischen und besonders geformten Schilden erschienen, welche Ancilien hießen und deren eins vom Himmel gefallen sein sollte. Dies hatte der König Numa jedoch unter eilf ihm völlig gleich gemachten im Tempel des Mars aufhängen lassen, damit es so vor Entwendung sicherer sein solle. Bei den Römern waren dem Mars die Wölfe, Geier, Hunde, Hähne und Spechte, ferner das Feuer, die Soldaten und Fechter, sowie die Pferde geheiligt, bildliche Darstellungen von ihm haben sich aber weniger als von andern Gottheiten erhalten. Er wurde in vollkommener männlicher Jugend, theils unbekleidet, theils mit Helm, Panzer, Schild, Schwert und Spieß bewehrt, auch mit einer Wölfin zur Seite abgebildet. – Den Namen Mars führt auch ein Planet (s.d.), martialisch aber wird häufig Alles genannt, was ein vorzüglich kriegerisches Ansehen hat; ebenso spricht man von Martial- oder Kriegsgesetzen, welche nur im Kriege oder bei andern außerordentlichen Zuständen, z.B. während Volksaufständen, Geltung erhalten und ausnehmend kurze Verhandlungen und sehr harte Strafen vorschreiben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 66-67.
Lizenz:
Faksimiles:
66 | 67
Kategorien:

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Nachkommenschaften

Nachkommenschaften

Stifters späte Erzählung ist stark autobiografisch geprägt. Anhand der Geschichte des jungen Malers Roderer, der in seiner fanatischen Arbeitswut sich vom Leben abwendet und erst durch die Liebe zu Susanna zu einem befriedigenden Dasein findet, parodiert Stifter seinen eigenen Umgang mit dem problematischen Verhältnis von Kunst und bürgerlicher Existenz. Ein heiterer, gelassener Text eines altersweisen Erzählers.

52 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Hochromantik

Große Erzählungen der Hochromantik

Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.

390 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon