[638] Brabant, ursprünglich niederländ. Gau, später ein eigenes Herzogthum, gegen Norden an Holland und Geldern, gegen Westen an Seeland und Flandern, gegen Süden an Hennegau und Namur, gegen Osten an das Stift Lüttich und Geldern gränzend, mit einem Flächeninhalt von 204 QM. Gegenwärtig ist die Landschaft zwischen Holland und Belgien getheilt und zerfällt in das holländ. Nord-B., Hauptstadt Herzogenbusch, in die belg. Provinz Antwerpen mit der Hauptstadt Antwerpen und in die belg. Provinz Süd.-B., Hauptstadt Brüssel. Sie wird von der Maas und der Schelde durchströmt, außerdem von vielen Kanälen durchzogen; der Boden [638] ist sehr fruchtbar und Ackerbau u. Viehzucht blühend, nicht minder die ausgebreitete Industrie, letztere besonders in Leinenwaaren (die berühmten Brabanter oder Brüsseler Spitzen), Baumwollenwaaren, Tuch und Leder. Zur Zeit der Römer bildete B. einen Theil der Provinz Gallia Belgica, wurde im 5. Jahrh. von den Franken überschwemmt, kam aber bei der Theilung des Frankenreichs zu Austrasien, 959 zu Niederlothringen u. so an Deutschland. Gegen Ende des 11. Jahrh. verlieh es Kaiser Heinrich V. an einen Grafen von Löwen. Einer seiner Nachkommen wurde von Kaiser Friedrich I. 1186 als Heinrich I. zum ersten Herzog von B. erhoben; diesem folgten noch 5 Herzoge, bis mit Johann III. 1355 der Löwenʼsche Stamm erlosch. Dessen Erbtochter Johanna vermachte B. dem Herzog Anton von Burgund 1406. So kam es an Burgund, bald aber durch Heirath der Marie von Burgund mit Kaiser Maximilian an Oesterreich; Karl V. übergab das Land seinem Sohne Philipp II. von Spanien; der niederländ. Aufstand hatte die Lostrennung des nördl. Theils und den Anschluß desselben an die niederländ. Union zur Folge 1648. Mit dem Aussterben der span.-österr. Linie kam Süd-B. 1714 wieder an das österr. Kaiserhaus, wurde 1794 von den Franzosen genommen und 1797 durch den Frieden von Campo Formio Frankreich einverleibt. Durch den Pariser Frieden von 1814 ward ganz. B. ein Bestandtheil des Königreichs der Niederlande, nach dem belg. Aufstande von 1830 aber wurde es wieder getheilt, Antwerpen und Süd-B. kamen zu dem neuen Königreich Belgien, während Nord-B. bei Holland blieb.