Dissidenten

[407] Dissidenten, lat., Fernsitzende, Getrennte, sind im allgemeinen alle nichtkathol. Christen; näher hieß man D. die nicht unirten Griechen, Lutheraner, Calvinisten, böhm. Brüder u. Socinianer, kurz die Nichtkatholiken Polens, die auf einer Synode zu Sandomir ein gemeinschaftliches vieldeutiges Glaubensbekenntniß entwarfen, durch den pax dissidentium von 1573 Gleichberechtigung mit den Katholiken errangen u. einen »ewigen Religionsfrieden« unter einander beschlossen, jedoch forthaderten. Die Gleichberechtigung wurde ihnen bereits unter Sigmund III. 1587 geschmälert, 1717 unter August II. und 1737 unter August III. vollends entzogen; sie verlangten dieselbe unter dem letzten König [407] von Polen 1762 wieder, bildeten mit den anderen Unzufriedenen die Generalconföderation von Radom, welche die russ. Hilfe anrief (1768) und dadurch die Theilung Polens herbeiführte. In neuester Zeit heißen D. solche, welche weder Katholiken sein noch einer anerkannten Religionsgesellschaft angehören und doch als Christen gelten wollen, namentlich die sog. Deutschkatholiken; vergl. Ronge.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 407-408.
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