Haneberg

[220] Haneberg, Daniel, mit dem Klosternamen Bonifaz, verdienter Theologe u. Orientalist, wurde geb. 1816 in einem Weiler der Pfarrei Lenzfried bei Kempten, studierte zu Kempten und München hebräisch, arabisch, persisch, Sanscrit u. das Chinesische, gewann durch Lösung einer Preisfrage 1839 den Doctorgrad der Theologie, wurde Priester u. Privatdocent zu München, schon 1840 außerordentlicher und 1844 ordentl. Prof. für alttestamentliche Exegese u. biblischorientalische Sprachen, ließ der »Einleitung ins alte Test.«, Regensb. 1845, den »Versuch einer Geschichte der bibl. Offenbarung als Einleitung ins alte u. neue Test.«, Regensb. 1850, 2. Aufl. 1852, folgen, versah nebenbei andere Aemter, namentl. das des Universitätspredigers sowie das des Religionslehrers der jetzigen Kaiserin von Oesterreich. Er wurde 1848 Mitglied der Akademie der Wissenschaften u. rettete sich aus einem Wirbel der verschiedenartigsten Geschäfte, indem er 1850 in das Benedictinerkloster zum hl. Bonifacius als erster Novize eintrat u. am 29. Dezbr. 1851 Profeß ablegte. Im Sommer 1854 war H. im Begriff, seine Professur an der Universität niederzulegen, weil der Prälat seines Klosters dieselbe dem beschaulichen Leben eines Ordensmannes widersprechend fand, aber der Handel endete damit, daß der Prälat [220] zurück- und H. durch einstimmige Wahl der Capitularen an dessen Stelle trat, unbeschadet seiner Stellung zur Universität. Weitere Schriften: eine Uebersetzung von Wisemanns »vornehmsten Lehren und Gebräuchen der kathol. Kirche«, Regensb. 1838, 2. Aufl. 1847; »Zusammenhang der Ergebnisse wissenschaftl. Forschung mit der geoffenbarten Religion«, ebendas. 1840; eine Abhandlung über die in einer Münchner Handschrift aufbehaltene arab. Psalmenübersetzung; »über das Schul- und Lehrwesen der Muhammedaner im Mittelalter«, München 1850; endlich Predigten, darunter eine Rede zur Erinnerung an Jos. v. Görres, München 1848.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 220-221.
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