Thee

[448] Thee, warmes Getränk, der Aufguß [448] von den getrockneten Blättern des T.strauches (Thea Sinensis). Der cultivirte T. strauch wird ungefähr 5' hoch, gedeiht in bestimmten Bezirken Chinas auf steinigem od. sandigem Boden u. hat sich bisher weder in Brasilien noch in Ostindien akklimatisiren lassen. Die lanzettförmigen Blätter werden 2–6'' lang, 2–4mal im Jahre eingesammelt und kommen zu uns als schwarzer oder grüner T., je nachdem sie entweder über freiem Feuer getrocknet u. geröstet od. durch Welken der Blätter in Dampf u. durch bloße Trocknung gewonnen werden; der grüne hat einen balsamischen Veilchengeruch, der schwarze duftet mehr rosenartig. Unter den grünen Sorten ist der Kaiser-T. der vorzüglichste, der jedoch selten nach Europa gelangt; sehr geschätzt sind ferner der Haißan-, Perlen-, Tschulong- u. Gunpowder-T.; unter den schwarzen Sorten gelten der Bony-, Suchong- u. Pecco-T. am meisten. Die Seeluft übt keinen günstigen Einfluß auf den T., deßwegen ist der über Sibirien u. Rußland eingeführte Karawanen-T. der beste und theuerste. Der sogen. Ziegel-, Backstein-T. besteht aus den gröberen Blättern u. den Abfällen der besseren Sorten, die mit dem Serum des Ochsen- und Schafbluts angemacht, in Backsteinform gepreßt und getrocknet werden; er wird hauptsächlich von den Nomaden Hochasiens verbraucht. Verfälscht wird der T. schon in China, nachträglich noch mehr in Europa (mit Erdbeer-, Heidelbeer-, Brombeer-, Weißdornblättern etc.). Die Bestandtheile des ächten T.s sind Gerbestoff, Gummi, Kleber, Holzfaser und Theïn (Caffeïn), ein Alkaloide von der Zusammensetzung des Caffeïns. Der Genuß des T. wirkt angenehm aufregend, bekommt am besten in einer kalten und feuchten Atmosphäre, ist deßwegen auch im nördl. Europa einheimisch. Ohne die Ausfuhr von T. könnte China, wo der T. bau Millionen ernährt, nicht mehr bestehen, auch bildet der Handel mit T. einen Hauptzweig des brit. und nordamerik. Verkehrs, da der T. in England u. Nordamerika nicht mehr Luxusartikel, sondern Lebensbedürfniß ist.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 448-449.
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