Bey der Geburt eines Mädchens

[251] Herrlich ist der Frühlingsmond,

Wenn, umschwebt von Balsamdüften,

In den Thälern, in den Lüften

Sichtbar Gottes Segen wohnt;

Wenn, einander liebzukosen,

Eine Blumenschaar aus tausend Knospen dringt,

Und die Nachtigall den Rosen

Ihr Geburtslied singt!


Herrlicher ist noch die Stunde,

Noch in einem süßern Bunde

Müßen Erd' und Himmel stehn,

Wenn ein Engel, ungesehn,

Unterm Nachruf seiner Brüder,

Eine schöne Menschenseel' hernieder[252]

Aus der Seelen Vaterlande trägt,

Daß, von Lieb' und Unschuld groß gepflegt,

Wallend durch des Lebens Dorngewinde,

Sie das Paradies verkünde!

Quelle:
Johann Georg Jacobi: Sämmtliche Werke. Band 3, Zürich 1819, S. 251-253.
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