Der Triumph

[75] Schäme dich, Kamill,

Dass du mit vier Sonnenpferden

In dein errettetes Rom zogst!

Und du, Romulischer Feinde

Glücklicher Sieger, o Julius,

Dass dich, mit goldenen Städten und Schlachten,[76]

Und mit Adlern und Spolien

Deiner Brüder umgeben,

Zum hohen Kapitol dein stolzer Wagen trug. –

Friederich, ein Prinz der Brennen,

Ward angefallen von Völkern Hungariens,

Von Illyriens Reitern und Daciens:

Alle dem Zepter der Königinn zinsbar,

Die Vindobonens saatenreiche Fluren,

Und Austrasiens Auen beherrscht,

Und der Bajonen Gebirge,

Und Hesperiens goldene Gärten;

Dieser erhabenen Fürstinn,

Deren Wohlfahrt vom Himmel in

Sieben Sprachen erflehet wird;[77]

Deren Heere, geführt vom Stab' Eugens,

Ehmals unbezwinglich, – und itzt

Verbunden waren mit allen, die

Am Mäotischen, Kaspischen, Finnischen

Sunde wohnen, den rauhen

Samojeden, den Ostiaken,

Und dem Tartar am Sangarfluss:

Einer Monarchinn dienstbar, einer,

Die den weiten Umkreis

Ihrer Welten nicht kennt.

Auch trat zu ihnen der Söhne Sarmatiens

Selbsterwähleter König,

Und stellte seine Sachsen, ein treues Volk,

Mitten auf den Pfad des Siegers,

Unter eine Felsenburg.[78]

Und die hohen Satrapen Germaniens

Fielen zahlreich dem Bunde bey.

Und die theur erkauften Suenonen

Drangen aus dem beeisten Norden hervor:

Enkel der Helden, mit denen ein Jüngling

Europen und Asien schreckte.

Und Gallien, das an zwey Meeren thront,

Dessen Fahnen und Wimpel

Unter allen Himmeln wehn,

Liess seinen Schwarm aus,

Gleich dem Heere schwirrender Grillen,

Die vor sich her ein blühend Land,

Und hinter sich Wüsten sehn. –


Aber, Thalia, lass ab

Die Flotten und Fussknecht' und Reiter zu zählen![79]

Friederich, so sage, bekriegt

Von scheelsüchtigen, oder getäuschten,

Oder gezwungenen Fürsten,

Kehrte, nach sieben blutigen Jahren,

So mächtig zurück, als er auszog,

Nur an Ehre grösser,

Und triumphirte nicht. –

Siehe! er lenkt unsern Ehrenbogen aus,

Und unsern goldbehängten Rossen,

Und besteigt den pralenden Wagen nicht!

Denn sich selbst mit eines Gottes Zufriedenheit

Ansehn, ist der Triumphe

Allerhöchster. – Und des Dichters

Allerhöchster Triumph ist,

Diesen König besingen.[80]

Drum schweige du nie von ihm, mein Lied,

Stolzer, als der Ceïsche

Und der Thebanische Päan,

Keinem Golde feil,

Auch selbst dem seinigen nicht.

Und ob er auch diesen Triumph verlenkt,

Und, deiner Töne nicht gewohnt,

Sein Ohr zu Galliens Schwänen neigt:

So singe du doch den Brennussöhnen

Ihren Erretter unnachgesungen.


Quelle:
Karl Wilhelm Ramler: Oden, Berlin 21768, S. 75-81.
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