Devon, Devonformation

[726] Devon, Devonformation, Devonperiode wird in der Geologie eine Schichtenreihe genannt, die unter den ältesten der paläozoischen Formationen eine mittlere Stellung einnimmt und von der Silurformation unter- und von der Steinkohlenformation überlagert wird.

Die Zeit der Ablagerung wird durch besonders charakteristische Tierreste bezeichnet, die sich in ihrem Gesamtbild an diejenigen der Silurformation anschließen, aber eine höhere Entwicklung zeigen. Es sind in der marinen Ausbildung der Formation besonders Korallen, auch riffbildende, Brachiopoden, Muscheln und Schnecken, die zu außerordentlich hoher Bedeutung für die Lebewelt gelangen. Die eigenartigen Krustaceen, Trilobiten, vermindern sich im Devon bedeutend und gehen ihrem Ende entgegen. Ammonitenähnliche Kephalopoden treten an Stelle[726] der nautilusähnlichen. Am eigenartigsten unter der Tierwelt sind die gepanzerten Fische (Ganoiden). Unter den Pflanzen der Devonzeit zeigen sich die Anfänge der in der darüber folgenden Steinkohlenformation so außerordentlich entwickelten Landpflanzen aus der Reihe der Gefäßkryptogamen. In bezug auf die Art der Entstehung der Schichten unterscheidet man eine marine und eine Süßwasserentwicklung, je nachdem die Gesteine und die von ihnen eingeschlossenen Reste von Organismen im Meer (Salzwasser) oder im Süßwasser bezw. am Land entstanden sind oder gelebt haben. Die marine Entwicklung ist wesentlich auf dem europäischen Festland (auch wohl in England) verbreitet und zeigt ähnliche Gesteine wie die Silurformation, vorwiegend also Tonschiefer, Grauwacken, Quarzite, Kalksteine. In der im fußen Wasser (Seen) gebildeten Schichtenreihe, die vorwiegend in England auftritt, bilden rote Sandsteine mit Uebergängen in Grauwacken und Konglomerate die Hauptgesteine. Als Zeugen eruptiver Tätigkeit treten Porphyre und Diabase, Pikrite u.s.w. nebst ihren Tuffen sowohl als Ergüsse wie auch als gangartige Ausfüllungen in den Schichten des Devon auf. Die Lagerung derselben ist in Zentraleuropa durchgängig eine gestörte; überall sind die Schichten durch Seitendruck gefaltet, zerquetscht, aufgerichtet und steil gestellt, verworfen, kurz, in außerordentlich reichem Maße in ihrer Lagerung gestört. Solchen Störungsvorgängen wurden die Devonschichten in mehreren Perioden unterworfen, zuerst und in größtem Maße vor der Ablagerung der Steinkohlenformation. Im nördlichen und mittleren Rußland dagegen finden sich die Schichten noch vielfach in ihrer ursprünglich horizontalen Lage. Man gliedert die Devonformation in drei Abteilungen: 1. Unterdevon, zumeist Quarzite, Grauwacken und Tonschiefer, seltener Konglomerate, von großer Verbreitung zu beiden Seiten des Rheintales, unterhalb Bingen, im Harz, Böhmen, Fichtelgebirge. Hier herrschen die Tonschiefer (Hunsrückschiefer) an Mächtigkeit vor; sie schließen stellenweise Dachschieferlagen ein. Quarzite und Quarzitsandsteine (Taunusquarzit) bilden die tiefsten Schichten und langgestreckte Höhenzüge. 2. Mitteldevon, vorwiegend Tonschiefer und Grauwacken, in den höheren Schichten Kalksteine und Schalsteine; in der Eifel, in Belgien, im südlichen Westfalen. Die in großer Verbreitung auftretenden Tonschiefer schließen Dachschieferlagen (Westfalen) ein. Die Kalksteine gehen in politurfähige Marmore (Nassau) über. 3. Oberdevon, meist Tonschiefer, dann Kalksteine, Quarzite und Grauwacken, vornehmlich in Belgien, bei Aachen, in Westfalen, im Harz, Fichtelgebirge u.s.w. Die Verbreitung ist ziemlich groß, die horizontale Ausdehnung jedoch klein im Verhältnis zu den beiden vorhergehenden Abteilungen. Die an Schalsteinschichten reichen Abteilungen führen oft Erze, besonders Eisenerze (Nassau, Westfalen, Harz) und Phosphorit. Außerdem ist das Devon reich an Gängen von Zinnerz, Kupferkies, Bleiglanz u.s.w. Steinkohlen fehlen in der Formation nahezu gänzlich.


Literatur: v. Gümbel, Grundzüge der Geologie, Kassel 1888; Credner, Elemente der Geologie, 9. Aufl., Leipzig 1901; Neumayr, M., Erdgeschichte, 2. Aufl., Leipzig 1895.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 726-727.
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