Eishäuser

[371] Eishäuser, die über der Erde angelegten, zum Aufbewahren von Eisvorräten in der heißen Jahreszeit dienenden Behälter.

Die gute Erhaltung des Eises erreicht man durch Verminderung der Oberfläche, also kompakte Form, Umgebung mit schlechten Wärmeleitern, Ableitung des Schmelzwassers, Anordnung des einzigen Zuganges mit doppeltem Verschluß von oben her, damit die kalte Luft nicht entweichen kann, und Schutz gegen Sonnenstrahlen durch Anpflanzungen. Die Eisbehälter sollen Gelegenheit zur kühlen Aufbewahrung von Wirtschaftsvorräten (Fleisch, Butter, Getränken u. dergl.) bieten und die bequeme Entnahme von Eis für den Wirtschaftsbetrieb, namentlich die Molkereien, gestatten. – Das Beispiel eines kleineren ländlichen Eishauses stellt Fig. 13 dar. Ein leichter Holzbau mit eingerammten runden Pfosten wird innen mit Holz verschalt, außen 60 cm stark mit trocken versetzten Torfziegeln umkleidet. Die äußere Umhüllung bildet eine Packung von Erde (Lehm) und Rasen. Der Boden wird durch eine hohl liegende Balkenlage und eine Dielung mit breiten Fugen gebildet. Darüber liegt eine 25 cm Harke Schicht Kiefernadeln. Die Decke wird reichlich mit Stroh bedeckt und das Ganze durch ein Rohrdach geschützt. Der Eingang wird durch eine mit Klappe verschließbare Deckenöffnung und eine mittels Leiter erreichbare Giebelluke an der Nordseite vermittelt.

Eismagazine in der Nähe größerer Städte werden durch eine Anzahl langer Eishäuser gebildet, die mit solchen Zwischenräumen parallel nebeneinander gestellt werden, daß genügend[371] breite Durchfahrten zur Anfuhr des Eises freibleiben. – Fig. 4 veranschaulicht die bei dem Bau zu befolgenden Grundsätze. Holz bildet das Hauptbaumaterial. Doppelte Riegelwände mit 1,0–1,3 m Abstand voneinander werden verschalt und der Zwischenraum mit schlechten Wärmeleitern, trockener Torferde, Kiefernadeln, Moos, Asche oder dergl. ausgefüllt. Den Boden bildet ein hölzerner Rost, der das Schmelzwasser in einen darunter liegenden Hohlraum abtropfen läßt. Das Dach wird 40 cm stark mit Stroh oder Rohr gedeckt. Der Zugang zum Innern liegt dicht unter der Decke, wohin eine Treppe oder auch eine Gleitbahn zum Heben und Niederlassen der Eismassen führt; vgl. a. Eiskeller und Eismieten.

v. Tiedemann.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 371-372.
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