Greifer [1]

[620] Greifer (Selbstgreifer, Zangengreifer, Greifbagger, Löffelbagger, Drehschaufelbagger, Exkavatoren) [1] dienen zur Ausführung von Erdarbeiten sowie zum Verladen von Getreide, Kohlen, Koks, Müll, kleinen Eisenteilen und Masseln (in Verbindung mit Magneten) u.s.w., d.h. also von körnigen und stückigen Stoffen (s.a. Elevator und Massentransport). Man unterscheidet Seil- bezw. Kettengreifer und Stielgreifer.

Die Seilgreifer (Fig. 18) werden ausgeführt als Zweikettengreifer – die eine Kette (A, Fig. 7 a) dient zum Schließen und zum Heben des gefüllten Greifers, die andre (B) ist mit dem fetten Gestell des Greifers verbunden und dient zum Tragen desselben, während er geöffnet und entleert wird, was durch Nachlassen der erwähnten Schließkette A geschieht; die beiden Ketten müssen unabhängig voneinander bewegt werden können; daher erfordert der Greifer eine besondere Winde mit zwei voneinander unabhängigen Trommeln – oder als Einkettengreifer – der Greiser enthält in sich selbst eine geeignete Vorrichtung, welche[620] seine Entladung gestattet, ohne daß hierzu ein zweites Seil bezw. eine zweite Kette und eine zweite Windentrommel erforderlich ist. Dieser Greiser kann daher an jedem beliebigen Kran mit einfacher Hubwinde angebracht werden, ohne daß am Kran irgendwelche Umänderungen vorzunehmen sind; der Maschinist hat also nur den Greiser zu heben und zu senken, das Füllen und Entleeren geschieht ganz selbsttätig.

Besonders für große Leistungen (s. unten) werden mit Vorteil Stielgreifer (Fig. 9) verwendet. – Ein guter Greiser soll arbeiten, ohne daß es nötig ist, ihn aus großer Höhe mit Gewalt auf das Material fallen zu lassen (Beschädigung der Greiser wie der Fahrzeuge [Böden]).

Die Greifer besitzen zwei oder mehr (vier) in einem festen Gestell drehbar gelagerte Schaufeln, vielfach aus Kesselblech mit glatten Stahlschneiden oder aufgenieteten Stahlzähnen (vgl. Fig. 5 und 5a, Zahlentafel I und [2]). Den Arbeitsvorgang der ältesten (heute noch viel gebauten) Zweikettengreifer von Priestman veranschaulicht Fig. 14. Bei neueren Bauarten von Hunt ([3] und Zahlentafel II), Hone (ausgeführt von J. Pohlig, A.-G. in Köln; s.a. Fig. 5 und 5a, [4] und Zahlentafeln III und IV), Hoppe in Berlin [5], A. Bleichert & Co. in Leipzig [6], Schenck in Darmstadt, Menck & Hambrock in Altona (Zahlentafel V) Bünger & Leyrer in Düsseldorf, Mohr & Federhaff in Mannheim [7], Düsseldorfer Kranbaugesellschaft [8], Losenhausen in Düsseldorf [9] und W. Fredenhagen in Offenbach a.M. [10] sind die Drehpunkte der Schaufeln an den äußeren Kanten des Rahmens angeordnet, so daß möglichst viel Material gefaßt und beim Schließen ein langer Weg ausgeführt werden kann (Fig. 6 und 6 a). Beim Zweikettengreifer von Jäger in Duisburg (Fig. 7 und 8, vgl. Zahlentafel VI und [11]) beträgt die Uebersetzung des zum Schließen eingebauten Flaschenzuges von 1 : 6 bis 1 : 8.

Zahlentafel I (zu Fig. 5 und 5a). Mehrteiliger Einkettengreifer von Hone (Pohlig).


Greifer [1]

Zahlentafel II. Zweiteiliger Zweikettengreifer von Hunt (Pohlig).


Greifer [1]

Zahlentafel III. Hone-Greifer für gewöhnliche Drehkrane mit beliebigem Windwerk.


Greifer [1]

Zahlentafel IV. Hone-Greifer für Hunt-Elevatoren (s. Elevator).


Greifer [1]

Zahlentafel V. Greifer von Menck & Hambrock in Altona a.E.


Greifer [1]

[621] Zahlentafel VI (zu Fig. 8). Greifer von Jäger in Duisburg


Greifer [1]

Zu den größten Greifern gehören die von Hulett (Nordamerika) gebauten Stielgreifer (Fig. 9). Auf dem längs der Kaimauer fahrbaren Vollportal a mit nach hinten auskragendem oberen Hauptträgerpaar ist senkrecht zur Ufermauer eine Plattform b mit einem dreieckiger; Fachwerkstück c fahrbar angeordnet, dessen Pfosten d einem großen ungleicharmigen Winkelhebel e als Drehachsenlagerung dient. Letzterer trägt an dem vom Hafen aus gesehenen vorderen Ende die um eine senkrechte Achse drehbare kastenförmige, zugleich als Wärterhaus dienende Greifersäule f mit außerachsig daranhängendem Greiser g, an dem hinteren Ende dagegen als Gegengewicht den für die Erzeugung des Preßwassers für den hydraulischen Antrieb des gesamten Greiferhebelsystems erforderlichen Dampfdruckwasserakkumulator h. Die durchschnittlich 9 t Erz fassenden Greiser entleeren meist in Selbstentladereisenbahnwagen; für den Fall, daß leere Wagen nicht schnell genug verholt sind, schütten die Greiser in fahrbare Gefäße t, die als Zwischenrümpfe aufzufassen sind. Abmessungen und Leistungen (122, 250 und 450 Tonnenstunden) s. [12].


Literatur: [1] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1886, Nr. 46 ff. (Modellversuche von Salomon); Buhle, Technische Hilfsmittel zur Beförderung und Lagerung von Sammelkörpern, Berlin 1906, 3. Teil, S. 1, 70 ff. (Weismüller-Greiser) und S. 235 ff. (Magnete); ebend., S. 155, und 2. Teil, S. 192 ff.; Elektr. Bahnen und Betriebe, 1905, S. 600 ff. (Masseln u.s.w.). – [2] Buhle, Zeitschr. f. Arch. u. Ing. 1905, S. 415, bezw. Technische Hilfsmittel u.s.w., 3. Teil, S. 66 ff. (Müll u.s.w.). – [3] Ders., Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1899, S. 1252 ff., bezw. Technische Hilfsmittel u.s.w., 1. Teil, S. 40 ff. – [4] D.R.P. Nr. 89881; ferner Buhle, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1900, S. 514, und 1902, S. 1471; Ders., Technische Hilfsmittel u.s.w., 1. Teil, S. 81, 2. Teil, S. 48, 3. Teil, S. 7; Ders., Deutsche Bauztg. 1904, S. 527 vgl. a. 1906, S. 30 ff., und »Stahl und Eisen« 1906, Nr. 14; v. Hanffstengel, Dingl. Polyt. Journ. 1903, S. 308 ff. – [5] Buhle, Glasers Annalen 1898, II, S. 49 ff. – [6] Ders., Zeitschr. f. Arch. u. Ing. 1905, S. 426, bezw. Technische Hilfsmittel u.s.w., 3. Teil, S. 141 und 237. – [7] Dingl. Polyt. Journ. 1903, S. 295 ff.; Ernst, Hebezeuge, 4. Aufl., 1. Teil, S. 607. – [8] v. Hanffstengel, Dingl. Polyt. Journ. 1903, S. 103. – [9] Ders., ebend. 1902, S. 556. – [10] Ders., ebend. 1903, S. 306 ff. – [11] Ders., ebend. 1903, S. 282 und 310. – [12] Suchoviak, Glasers Annalen[622] 1904, I, S. 41 ff.; Buhle, Technische Hilfsmittel u.s.w., 3. Teil, S. 171; Ders., »Stahl und Eisen« 1906, Nr. 14; Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1904, S. 1550.

M. Buhle.

Fig. 1., Fig. 1a.
Fig. 1., Fig. 1a.
Fig. 2., Fig. 2a., Fig. 3., Fig. 3a., Fig. 4., Fig. 4a.
Fig. 2., Fig. 2a., Fig. 3., Fig. 3a., Fig. 4., Fig. 4a.
Fig. 5.
Fig. 5.
Fig. 5a.
Fig. 5a.
Fig. 6., Fig. 6a.
Fig. 6., Fig. 6a.
Fig. 7., Fig. 7a., Fig. 8.
Fig. 7., Fig. 7a., Fig. 8.
Fig. 9.
Fig. 9.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 620-623.
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620 | 621 | 622 | 623
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