Höhenkreis [2]

[90] Höhenkreis oder Vertikalkreis heißt in der sphärischen Astronomie jeder Großkreis der Sphäre, dessen Ebene die Zenitlinie des Beobachters im Beobachtungspunkt der Erdoberfläche enthält und der somit auf der Ebene des Horizontes vertikal steht.

Der Winkel, den ein durch einen bestimmten Punkt der Sphäre gezogen gedachter Höhenkreis mit dem Meridian einschließt, heißt das Azimut des Punktes; ist dieser Punkt ein Stern, somit der fragliche Winkel veränderlich und wird gleich Null, wenn der Höhenkreis mit dem Meridian zusammenfällt; ist das Azimut 90°, so steht der betreffende Höhenkreis senkrecht zum Meridian und man nennt ihn den ersten Vertikal. Auf dem Höhenkreis zählt man die Höhen der Gestirne (h) vom Horizonte ab oder die Zenitdistanzen (z = 90° – h) vom Zenit an. – In übertragenem Sinne bezeichnet man auch mit Höhenkreis ein Instrument, das im wesentlichen dazu dient, die Höhen (h) oder die Zenitdistanzen (z) cölestischer oder irdischer Punkte zu messen; besonders wird diese Bezeichnung dann gebraucht, wenn zu solchen Messungen ein Vollkreis verwendet wird. – Namentlich in früherer Zeit und heute noch bei Reflexionsinstrumenten (Sextant, Quadrant u.s.w.) hat man aber auch Instrumente zum Messen von Höhen benutzt, die nur Teile von Höhenkreisen darstellen (Sextant, Quadrant, Zenitsektor u.s.w.). – Auch bezeichnet man in der Nautik manchmal Linien gleicher Höhe mit diesen Namen. Solche Linien stellen dann einen geometrischen Ort für den Schiffsort auf der Seekarte dar und sind unter dem Namen Sumnerlinien (s.d. und Navigation) bekannt und in neuerer Zeit wieder sehr in Aufnahme gekommen. Die mit solchen Höhenkreisen auszuführenden Messungen s.u. Höhenwinkel.

Ambronn.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 90.
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