Kandelaber

[369] Kandelaber (Lichtträger, Standleuchter) war im Altertum das wichtigste Beleuchtungsgerät, für den Haushalt leicht und zierlich aus Bronze (Fig. 1) gefertigt, für Kultuszwecke aus Marmor. In jetziger Zeit versteht man darunter meist die Träger der Gaslaternen, in der Regel aus Gußeisen, seltener aus Bronze erstellt (Fig. 2).

Aehnlich der Säule kann auch der Kandelaber in drei Teile unterschieden werden: Fuß, Schaft und Kapital oder Kelch [1], Der Fuß ist besonders bei den hohen schlanken Bronzekandelabern breit ausgeladen, meist aus drei Einzelfüßen bestehend, die in Tierklauen endigen. Der Uebergang zum Schaft erfolgt durch Blattwerk oft unter Hinzufügung einer Platte und der mannigfachsten Ausbildung und reizender Formgebung. Der Fuß des Marmorkandelabers ist durch Anordnung eines Postamentes kräftiger gestaltet (Fig. 3). Der Schaft des antiken Bronzekandelabers ist dünn und schlank gebildet und meist kanneliert, während die der Renaissancezeit stark bewegte Formen mit Einziehungen in figuralem Schmuck zeigen (vgl. Fig. 4, venezianischer Kandelaber in Bronze) [2]. Der Schaft des Marmorkandelabers zeichnet sich durch reichen Schmuck aus, aufwärtsstrebend mit reichem Blattwerk umgeben oder geteilt und (nach Art der Baluster) mit auf- und abwärts gerichtetem Schmuck und Blattwerk versehen [3]. Den oberen Schluß bildet ein kelchförmiger Aufsatz, der in einem Teller endigt. – Vgl. a. Kunstgewerbe, Laterne, Leuchter.


Literatur: [1] Semper, G., Der Stil, Bd. 2, München 1863, S. 236 ff. – [2] Meyer, F.S., Handbuch der Ornamentik, Leipzig 1888, S. 242 ff. – [3] Percier und Fontaine, Palais et maisons de Rome, Paris 1800.

Weinbrenner.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 3., Fig. 4.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 369.
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