Selen [1]

[79] Selen Se, Atomgew. 79,2, ist in mehreren allotropen Modifikationen bekannt, die sich in vielen Beziehungen dem Schwefel ähnlich verhalten, z.B. wie dieser zum Teil löslich, zum Teil unlöslich in Schwefelkohlenstoff sind. Spez. Gew. der einzelnen Modifikationen verschieden, von 4,28–4,80, ebenso der Schmelzpunkt von 125–200°. Bei 700° ein tiefgelbes Gas.

Ausgezeichnet ist das Selen durch sein Verhalten der Elektrizität gegenüber; einige Modifikationen sind Nichtleiter, andre Leiter; das kristallisierte Selen wird durch Belichtung, und nur für die Dauer derselben, viel besser leitend, worauf einige Verwendungsarten des Selens beruhen. Selen verbrennt mit blauer Flamme zu Selenoxyd, einem farblosen Gase, welches durchdringend wie fauler Rettich riecht, und zu Selendioxyd, weiße Dämpfe, in reinem Zustande als lange weiße Nadeln durch Zurtrocknedampfen und darauffolgende Sublimation der selenigen Säure H2SeO3 zu erhalten. Die giftige selenige Säure bildet ebenfalls weiße Kristalle; ebenso die Selensäure H2SeO4. Selenwasserstoff H2Se ist ein farbloses, giftiges, dem Schwefelwasserstoff[79] ähnliches Gas. Außer vielen Salzen der selenigen und der Selensäure sind noch eine große Reihe von Verbindungen des Selens mit andern Elementen bekannt. Selen kommt in der Natur in einigen seltenen Mineralien und in sehr geringen Mengen in einigen Kielen vor; gewonnen wird es aus dem Flugstaub der Kiesröstöfen und vor allem aus Bleikammerschlamm, in welchem es neben Schwefel, Arsenik, Bleisulfat u.s.w. enthalten ist.

(Rathgen) Moye.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 79-80.
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