[394] Stylographie, von Schöler erfundenes und von Piil in Wien verbessertes Verfahren zur Herstellung von Tiefdruckplatten.
Mit der Stylographie verfolgte man den Zweck, das schwierige Arbeiten mit Kupferplatten beim Stiche zu umgehen, indem zunächst eine Originalform aus weichem, leicht zu bearbeitendem Material und erst von dieser auf galvanoplastischem Wege die Druckplatte hergestellt wurde. Die Formmasse erzeugt man derart, daß 1 Teil Stearin und 3 Teile gelben Schellacks (unter Zusatz von Kienruß zur Schwärzung) zusammengeschmolzen und in aufrechtstehenden, innen gut verzinnten Gußformen (eventuell in einer mit verzinnten Platten ausgelegten Stereotypiepresse, vgl. Stereotypie) in dünnen Platten gegossen werden. Die Tafeln sollen längere Zeit lagern. Sodann werden sie durch Behobeln, Erwärmen und starkes Pressen gegen blankpolierte Metallplatten völlig geglättet, mit Spirituslack dünn bestrichen und mit Silberbronzepulver eingestäubt. Nun wird die Zeichnung mit Rötelpapier aufgepaust und mit einem Stahlgriffel vertieft eingraviert, wobei jeder Strich schwarz auf weißem Grunde erscheint. Um die Platte elektrisch leitend zu machen, wird sie zunächst mit einer wässerigen Lösung von Höllenstein und Zucker behandelt, sodann den Dämpfen einer Lösung von Phosphor in Naphtha ausgesetzt und schließlich mit feinstem Zinnpulver überpudert. Die Gewinnung der eigentlichen Tiefdruckplatte[394] erfolgt durch galvanoplastische Herstellung (s. Elektrotypie und Kartendruck) einer Patrize, von der ebenso die Tiefform abgenommen wird. (Vgl. Martin, A., Repertorium der Galvanoplastik und Galvanostegie, Wien 1856.)
A.W. Unger.