[82] Bleigefahr in der Anstreicherei. Bei der Verwendung trockener pulveriger Bleifarben (Bleiweiß, Bleimennige) zu Oelanstrichfarben entwickelt sich bei nicht vorsichtiger Hantierung Staub, der von den Arbeitern eingeatmet wird, auch wohl in den Magen gelangt und Vergiftungen herbeiführen kann.
In vielen Staaten ist die Verwendung pulvriger Bleifarben sehr eingeschränkt worden, und die Bestrebungen der Arbeiterschaft gehen dahin, dieselben überhaupt zu verbieten, auch in Form von fertig zubereiteter Oelfarbe. Die Staubbildung läßt sich durch vorsichtige Arbeit vermeiden, doch ist es im allgemeinen empfehlenswert, nur mit Oel vermischte Bleifarben aus Fabriken zu beziehen, die mit allen maschinellen Vorrichtungen der Neuzeit ausgerüstet sind. Die Vermengung aus der Fabrikation kommenden nassen Bleiweißes mit Oel ermöglicht es auch, den Trockenprozeß beim Bleiweiß ganz zu umgehen, und scheidet sich hierbei das Wasser bis auf einige wenige Prozente aus. Bleiweißölfarbe kann unbegrenzt lange aufbewahrt werden, aber Bleimennige, mit trocknendem Oel vermengt, wird binnen kurzer Zeit hart und unbrauchbar. Bei dem Umstande, daß Bleiweiß die einzige weiße Farbe ist, die unter dem Einflusse der Atmosphärilien sich als beständig erwiesen hat, Bleimennige aber die einzige Farbe, die in richtiger Zubereitung als Grundierungsmittel für Eisen brauchbar ist, ist an ein allgemeines Verbot dieser Bleifarben nicht zu denken. Weder Bleiweiß noch Bleimennige lassen Bleidämpfe entstehen, wie vielfach von Gegnern derselben ins Treffen geführt wird; sie sind unschädlich, wenn die Arbeiter sich reinlich halten; nicht mit von Farbe beschmierten Händen essen, trinken, rauchen oder sich mit denselben ins Gesicht u.s.w. fahren, sich reichlich waschen und überhaupt darauf sehen, daß keine Farbe in den Magen kommen kann. Als gute Mittel gegen die Gefahren haben sich auch Wechseln der Arbeitskleider bei Beendigung der Arbeit und Waschen mit Schwefelseife (Akremninseife) bewährt.
Andés.