[295] Fräser. Als Schnittgeschwindigkeit nimmt man jetzt (1913) nach Angaben der Firma Ludw. Löwe & Co., A.-G., Berlin, für Fräser aus Werkzeugstahl:
Bei Stirnfräsern bleibt man etwas unter diesen Geschwindigkeiten, damit die scharfen Ecken nicht so rasch stumpf werden; dafür kann man den Vorschub pro Umdrehung steigern. Für Fräser aus Schnellschnittstahl sind folgende Schnittgeschwindigkeiten zulässig:
Vorschub und Arbeitstiefe beim Fräsen richten sich nach Form und Material der Arbeitsstücke sowie nach Art, Größe und Zähnezahl der Fräser. Man läßt den Fräser mit der üblichen Schnittgeschwindigkeit laufen und steigert allmählich den Vorschub, bis die zulässige Wärmegrenze erreicht ist oder die Stärke der Maschine eine weitere Steigerung des Vorschubs verbietet. Ludw. Löwe & Co. empfehlen, Gußstücke vor dem Fräsen einer Säurebehandlung zu unterwerfen, um die harte Gußkruste zu entfernen. Die Kosten dieses Verfahrens treten gegenüber den Ersparnissen an Werkzeugen weit zurück.
Für die Erzielung besonders sauberer Flächen kommt bei Gußeisen als Ersatz für die bei andern Materialien üblichen Kühlmittel vorteilhaft Preßluft zur Anwendung, welche zugleich die Späne entfernt und so ein freies Schneiden ermöglicht.
Die in Fig. 1 und 2 (D.R.P., Alfred H. Schütte, Cöln-Deutz) und Fig. 3 (D.R.P. a., R. Stock & Co., Berlin) dargestellten Walzenfräser besitzen rechts- und linksgängige Spiralen, die stark gewunden sind. Man erreicht dadurch einen schälenden Schnitt, ein ruhiges Arbeiten des Fräsers selbst bei schweren Schnitten und geringeren Kraftverbrauch gegenüber gewöhnlichen Walzenfräsern. Der Fräser[295] nach Fig. 1 ist zur Vereinfachung der Herstellung und des Nachschleifens zweiteilig ausgeführt, wie Fig. 2 zeigt. Einen gleichfalls zweiteiligen Fräser mit schräg verlaufender Schnittfuge (ähnlich wie Fig. 10 in Bd. 4, S. 149) mit eingelegtem Zwischenring zum Vermeiden des Krummziehens des Dorns führt J.A. Kühn-Frankfurt a.M. aus [1]. Ein Vorteil der Fräser nach Fig. 13 liegt auch darin, daß Längsdrücke in Richtung der Frässpindel nicht auftreten. Bei Herstellung des Fräsers aus hochwertigem Schnellstahl empfiehlt Schütte 1316 m/min Schnittgeschwindigkeit. Vorschub und Spantiefe können bis zur Grenze der Maschinenleistung gesteigert werden. Bei größerem Vorschub arbeitet der Hochleistungsfräser vorteilhafter als bei kleinerem Vorschub und größerer Spantiefe; im allgemeinen empfehlen sich folgende Verhältnisse:
Um bei Fräsern größerer Abmessungen an dem teuren Schnellschnittstahl zu sparen, werden neben den bereits in Bd. 4, S. 152, Fig. 4346, dargestellten Konstruktionen die einzelnen Messer in den Grundkörper hart eingelötet.
Fig. 4 zeigt eine neue Fräserprüflehre, mit der nicht nur, wie bei den alten Lehren, die radiale Stellung der Schleifflächen, sondern auch das für die gleichmäßige Beanspruchung der einzelnen Zähne und für die Genauigkeit der Arbeit wichtige Rundlaufen (gleiche Entfernung der Schneidkante von der Drehachse) festgestellt werden kann.
Literatur: [1] Jurthe-Mietzschke, Handbuch d. Fräserei, 3. Aufl., Berlin 1912.
A. Widmaier.
Buchempfehlung
Als E.T.A. Hoffmann 1813 in Bamberg Arbeiten des französischen Kupferstechers Jacques Callot sieht, fühlt er sich unmittelbar hingezogen zu diesen »sonderbaren, fantastischen Blättern« und widmet ihrem Schöpfer die einleitende Hommage seiner ersten Buchveröffentlichung, mit der ihm 1814 der Durchbruch als Dichter gelingt. Enthalten sind u.a. diese Erzählungen: Ritter Gluck, Don Juan, Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza, Der Magnetiseur, Der goldne Topf, Die Abenteuer der Silvester-Nacht
282 Seiten, 13.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro