Boussingault

[286] Boussingault (spr. bußänggō), Jean, Baptiste Joseph Dieudonné, Chemiker und Agronom, geb. 2. Febr. 1802 in Paris, gest. daselbst 12. Mai 1887, besuchte die Bergbauschule zu St.-Etienne, ging im Auftrag einer englischen Bergbaugesellschaft nach Kolumbien, begleitete während des südamerikanischen [286] Befreiungskriegs den General Bolivar als Oberst auf dessen Feldzügen, bereiste Venezuela bis zum Orinoko, Ecuador und Peru und bestieg den Chimborasso. Nach Frankreich zurückgekehrt, übernahm er die Professur der Chemie zu Lyon und wurde 1839 in das Institut berufen. Das Resultat seiner chemischen und physikalischen Untersuchungen in Bezug auf Agrikultur, Pflanzenphysiologie und ökonomische Gewerbe veröffentlichte B. in der »Économie rurale« (Par. 1844, 2 Bde.), die in zweiter vermehrter Auflage u. d. T. »Agronomie, chimie agricole et physiologie« (1860 bis 1884, 7 Bde.) erschien (Bd. 1 u. 2 in 3. Aufl. 1887; Bd. 8, mit Einleitung hrsg. von Deherain, 1891; deutsch von Gräger, 2. Aufl., Halle 1851–56, 4 Bde.). Vorher hatte er mit Dumas den ergebnisreichen »Essai de statistique chimique des étres organisés« (1841, 3. Aufl. 1844) veröffentlicht. Später lebte B. auf seinem Landgut Bechelbronn im Elsaß, um die Resultate der theoretischen Wissenschaft durch Beobachtungen in der Praxis zu prüfen und zu begründen. Er schrieb noch: »Mémoires de chimie agricole et de physiologie« (1854); »La fosse à fumier« (1858); »Études sur la transformation du feren acier par la cémentation« (1875).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 286-287.
Lizenz:
Faksimiles:
286 | 287
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika